Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Universität zu Köln (Institut für deutsche Sprache und Literatur I), Veranstaltung: Schiller (Hauptseminar), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Philosophen und Schriftsteller bestimmter Epochen haben die Freundschaft als bedeutsamste unter den zwischenmenschlichen Beziehungen hervorgehoben und ihr zum Teil sogar eine über den Bereich des Privaten weit hinaus gehende Funktion zuerkannt. Unter den unzähligen literarischen Werken, in denen das Thema ‚Freundschaft’ Eingang gefunden hat, ist Friedrich Schillers Drama "Don Karlos. Infant von Spanien" (1787) sicherlich eines der berühmtesten und prägnantesten. Die vorliegende Hausarbeit untersucht, wie Freundschaft in diesem Theaterstück dargestellt wird, welche verschiedenen Freundschaftsmodelle behandelt werden und geht der Frage nach, ob in dem Stück ein Freundschaftsideal mit einer möglichen gesellschaftlichen Tragweite vermittelt wird. Nachdem zunächst der geistige Hintergrund, auf dem die Schriftsteller des 18. Jahrhunderts aufbauen können, dargelegt worden ist, wendet sich der Hauptteil der Hausarbeit der Analyse von Schillers "Don Karlos" im Hinblick auf das Thema ‚Freundschaft’ zu. Zunächst wird erläutert, wie Schiller in seinem Drama die Prinzipien der am persönlichen Nutzen orientierten Freundschaft, wie sie unter den Mitgliedern des Hofes praktiziert wird, darstellt. Dieser negativ konnotierten Form der Freundschaft stellt Schiller das im 18. Jahrhundert neuentwickelte, eng mit dem Begriff der Tugend verbundene, Freundschaftsmodell gegenüber, das exemplarisch durch das Freundespaar Karlos und Posa vorgeführt wird. Dabei wird auch untersucht, inwieweit man von einer Instrumentalisierung der Freundschaft durch Posa oder gar von einem Verrat an dem Freund sprechen kann, wie es in der Schillerforschung mitunter der Fall gewesen ist. Besondere Aufmerksamkeit kommt bei diesem Punkt dem Freundschaftsbeweis Posas durch seine Selbstopferung zu. Den Abschluss des Hauptteils bildet die Behandlung der Frage, inwieweit die Freundschaft im Don Karlos auch als Grundlage einer bürgerlich-republikanischen Utopie gesehen werden kann und ob das Drama sich ohne weiteres als Kritik am Despotismus absolutistischer Herrscher lesen lässt. Daraus werden sich dann Rückschlüsse auf Schillers Ansicht über die tatsächliche gesellschaftliche Sprengkraft des Freundschaftsideals des 18. Jahrhunderts ergeben.