«Er wird das Reich wie ein Fuchs an sich bringen, wie ein Löwe regieren und wie ein Hund sterben» – so soll es Friedrich Barbarossa schon im Kindesalter prophezeit worden sein. Den großen Staufer erwartete tatsächlich ein Leben von außerordentlicher Dramatik. Nun hat Knut Görich in dieser meisterhaft geschriebenen und reich bebilderten Biographie Friedrich Barbarossas (ca.1122–1190) ein eindrucksvolles Panorama der Welt eines Herrschers im Hochmittelalter entworfen. Er beschreibt darin den Aufstieg des Staufers vom Herzog von Schwaben zum deutschen König (1152) und bald zum römischen Kaiser (1155) und bietet ein faszinierend facettenreiches Bild seiner Lebenswirklichkeit: seines Alltags im Kreise der Großen des Reiches, seiner Politik im Umgang mit Fürsten und Geistlichen, seiner Rolle als Richter, seiner Konflikte in Deutschland und Italien, seiner Kriegszüge und seines Kreuzzugs, aber auch der Pracht seiner Hoftage. Während frühere Lebensbeschreibungen Barbarossas häufig den Geist der Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts atmeten, als der Herrscher zum nüchtern kalkulierenden Realpolitiker und zum Nationalmythos stilisiert wurde, bietet die vorliegende Darstellung eine neue Perspektive auf den Protagonisten: Es wird deutlich, daß Wahrung und Mehrung der Ehre des Imperators und der Ehre des Reiches entscheidende Größen im Denken und Handeln Barbarossas waren. So zeigt sich hinter dem Schleier der Überlieferung und durch den Nebel einer bislang allzu wohlmeinenden Rezeption nicht nur die Fremdartigkeit mittelalterlicher Königsherrschaft, sondern auch Barbarossas eher schroffe als einnehmende Herrscherpersönlichkeit.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
So viele Bücher erschienen in den letzten Jahren über Barbarossa und die Staufer. Was kann der Münchner Historiker Knut Görich da schon neues erzählen, fragt Rezensent Joachim Käppner und gibt gleich selbst die Antwort: Nicht neu sei, was Görich beschreibe, aber "anders". Denn er versuche, Friedrich I. "aus seiner Zeit" zu beschreiben. Görich trennt scharf zwischen dem, was man über Friedrich I. weiß, und dem was man über ihn und seine Motive vermutet, so Käppner. So widerlege der Historiker etwa die Vorstellung, Friedrich I. habe einen Staat mit einer monarchischen Zentralgewalt schaffen wollen. Solches Denken war seiner Welt noch vollkommen fremd, lernt der Rezensent, der nicht widersprechen mag. Insgesamt ist es ein sehr kluges Buch, resümiert er, aber leider nicht für Laien geschrieben.
© Perlentaucher Medien GmbH
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