Diese Studie widmet sich einer der interessantesten europäischen Persönlichkeiten im Zeitalter der Revolutionen. Friedrich Gentz' "romanhaftes Leben" (Albert Sorel) hat viele Interpreten, wie Golo Mann und Paul Sweet, angezogen, aber auch Verwirrung gestiftet. Darüber hinaus sind wesentliche Aspekte seiner Aktivitäten bisher noch unerforscht geblieben. Hier betritt diese Studie Neuland, indem sie die Komplexität wie auch den visionären Charakter des Gentzschen Denkens zum ersten Mal erschöpfend darstellt. Diese Neubewertung resultiert aus einer intensiven Auseinandersetzung mit Gentz-Schriften und -Quellen, die aus der Gentz-Sammlung Herterich in Köln und mehreren europäischen Archiven stammen. Nach einer bibliographischen und biographischen Einleitung wird Gentz in die philosophisch-politischen Debatten seiner Zeit eingeordnet, wo er als Post-Aufklärer, Rationalist und Wirtschaftsliberaler erscheint. Die Verbreitung der Werke von Gentz in Europa sowie sein erstaunliches Netzwerk werden erläutert. Der Kern des Gentzschen Oeuvres - seinen Ideen zum europäischen Gleichgewicht und zur Annäherung von gegensätzlichen gesellschaftlichen Kräften - wird durch innovative Beispiele zum Völkerrecht (bzw. Seerecht) analysiert. Schließlich werden die Kontinuitätslinien und die innere Konsistenz des Reformoptimismus der späten Aufklärer in den Jahren nach dem Wiener Kongress dargestellt.
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