Passend zum Cover kommt das ganze Buch recht düster daher. Ein Nordseeheilbad im Sommer, in dem Petrus nicht wirklich gut gelaunt gewesen zu sein schien: es regnete sich ganze 253 Seiten regelrecht ein.
Tatort ist Spiekeroog. Heilbad und Inseltraum im Wattenmeer. Autos sind tabu und jeder kennt
mehr oder weniger jeden. Schon alleine letzteres macht die Sache für mich ein bisschen "unidyllisch".…mehrPassend zum Cover kommt das ganze Buch recht düster daher. Ein Nordseeheilbad im Sommer, in dem Petrus nicht wirklich gut gelaunt gewesen zu sein schien: es regnete sich ganze 253 Seiten regelrecht ein.
Tatort ist Spiekeroog. Heilbad und Inseltraum im Wattenmeer. Autos sind tabu und jeder kennt mehr oder weniger jeden. Schon alleine letzteres macht die Sache für mich ein bisschen "unidyllisch". Die Polizeihauptwache besteht aus dem Dorfpolizisten Revierleiter Herrlich und der guten Seele Johanssen, der ein bisschen aushilft, weil er sich sonst nicht gebraucht fühlt. Irgendwie traurig. Beide.
Dass die Insulaner wie jede andere eingeschworene Gemeinde Neuen gegenüber ein bisschen zurückhaltend und misstrauisch sind, merkt man spätestens dann, als Thomas Berg auf den Plan tritt. Seines Zeichens Kommissar aus Berlin und ziemlich kaputt. Das wird auch nicht besser, indem man ihm von vornherein klar macht, dass man ihn auf der Insel ja eigentlich gar nicht haben will.
Richtig unidyllisch wird's aber erst, als die erste Leiche auf der Insel gefunden wird. Natürlich war's keiner. Und wenn's schon einer war, dann definitiv keiner von der Insel! Es ist was faul auf der Insel Spiekeroog!
Als der gute Herrlich plötzlich seine Siebensachen packt, weil er nicht mehr den Alleinherrscher spielen darf, wird eine Delegation von Kripobeamten vom Festland auf die Insel entsandt und ab da geht der Spaß erst richtig los. Freda Althus, die toughe Leiterin des Teams, beginnt, zusammen mit Berg zu ermitteln und deckt mehr als ein gut gehütetes Inselgeheimnis auf.
Um eins vorweg zu nehmen: ich habe schon längere Zeit keinen Krimi mehr gelesen. Seit Friesensturm weiß ich: das muss sich ändern! Es macht mir einfach viel zu viel Spaß, mitzuraten, kurz vom Glauben abzufallen um dann munter weiter zu verdächtigen.
Die Protagonisten waren allesamt sehr authentisch und lebensecht. Insulaner sind hinlänglich dafür bekannt, nicht unbedingt die "Offensten" gegenüber Fremden zu sein - danke an Birgit Böckli, die dieses Klischee voll und ganz bedient! Die Ermittler waren keine Superbullen, sondern Menschen wie Du und ich (also mehr oder weniger), mit alltäglichen als auch weniger alltäglichen Problemen.
Der Fall war gut konstruiert und grub ganz nebenbei - wie bereits erwähnt - die eine oder andere Leiche, die es sich in den Spiekerooger Kellern gemütlich gemacht hatte und schon längst vergessen war, aus.
Doch bei der Auflösung, da hat mich die liebe Frau Böckli ein bisschen, wie sag ich das jetzt, miss gestimmt. Der Ansatz war recht gut (wenn auch ein bisschen offensichtlich, aber das kann auch daran liegen, dass ich solch eine gewiefte Ermittlerin bin ;)); aber was danach kam, war... nein, das war nicht schön. In meinen Augen sowohl unrealistisch als auch unpassend. Ein fieser Pickel mitten auf der Stirn vorm 1. Date. Eine dicke Blase an den Füßen, obwohl man noch die ganze Nacht weiter tanzen möchte. Kurzum: das hat's mir ein bisschen verdorben.
Nichtsdestotrotz (ich weiß, das Wort gibt's eigentlich gar nicht) ein spannender Krimi mit charakterstarken Protagonisten und einer tollen Atmosphäre, der regelrecht nach weiteren Teilen des Ermittlerduos Berg/Althus schreit.