die Möglichkeit, die Dinge auch anders sehen zu können. In der depressiven Position wird Lebensgeschichte nicht nur ge macht, sondern erzählt, umgeschrieben und erweitert. Zwi schen uns und anderen ist Raum, einander zu verstehen und uns aufeinander im Kontext einer gemeinsamen Geschichte zu beziehen. Das ermöglicht ein Verstehen von Schuld aber auch von Wiedergutmachung und Versöhnung. In dieser Darstellung könnte fälschlicherweise der Ein druck einer Fortschrittsgeschichte entstehen. Eine primitivere Stufe von Erfahrungsstruktur wird durch eine neue ersetzt. Aber dies ist nicht das Bild, das Ogden zeichnet. Für ihn ist die primitivere Stufe nicht nur ein Trittbrett, um zu einer höheren zu gelangen, sondern sie ist wie das Fundament eines Hauses, dessen höhere Regionen, wenn man es abreißt, zusammenfal len würden. Die psychologische Basis für ein gelingendes Le ben ist nicht nur die Erhaltung der verschiedenen Erfahrungs modi, sondern auch ihre Koordination. Erst das massive Über wiegen einer einzigen Position fuhrt zu einem pathologischen Erscheinungsbild. Daß die vorsymbolische Ebene nicht ein fach überwunden werden darf, wenn man nicht Sinnlichkeit im weiten Sinne opfern möchte, versteht sich von selbst. Aber Ogden zeigt auch gegen die kleinianische Tradition, daß auch die paranoid-schizoide Position nicht überwunden werden darf, birgt sie doch die Chance, starke Gefühle zu erleben und Erfahrungen zu machen, die überraschend sind. Die Fähigkeit, das eigene Selbstverständnis durch solche Erfahrungen in Frage zu stellen und diese zu integrieren (depressive Position), macht aus Spaltungen lebensgeschichtliche Lernprozesse. Ogden gelingt es, komplexe psychische Prozesse interes sant zu systematisieren und erfahrungsnah darzustellen.
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