Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Romanistik - Hispanistik, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Romanistisches Institut), Veranstaltung: Proseminar: Die Performativität der Macht und die Macht des Wunders – Das Staatstheater Calderóns, Sprache: Deutsch, Abstract: Betrachtet man die Stellung der europäischen Frau in der Frühen Neuzeit, also ungefähr im 16. und 17. Jahrhundert, und vergleicht dann diese Existenz, gefangen in Schweigen und Unterordnung unter den Mann, mit dem Geschehen auf den Theaterbühnen, im Falle dieser Hausarbeit mit dem Stück La hija del aire des Barockautors Calderón de la Barca, so ist die sich ergebende Ambivalenz höchst auffallend. Zum einen sieht man Frauen, die zwar gebildet sein konnten und im kleinen Kreis, etwa im eigenen Haushalt, ihre Meinung, wenn auch vorsichtig, äußerten, aber keine Autorität besaßen, dies auch öffentlich zu tun, zum anderen sieht man eine Frau, Semíramis, die es, zwar „nur“ auf der Theaterbühne, schafft, sich von vier Männern hintereinander zu emanzipieren, sich dabei aber auch noch ein Königreich aneignet und dies erfolgreich regiert. In dieser Hausarbeit wird untersucht, mit welchen Grundlagen sich die Stellung der Frau zu dieser Zeit rechtfertigte, wie sich der damalige feministische Diskurs dazu äußerte, wie Semíramis in Calderóns Stück mit diesem Diskurs vereinbar ist, wie diese mujer varonil auf das frühneuzeitliche Publikum gewirkt haben muss und welche Intention Calderón mit dem Verfassen des Stückes verfolgt haben könnte. Gerade die letzten beiden genannten Punkte beruhen eher auf Annahmen als auf Fakten, vor allem, weil bis heute das Entstehungsjahr des Stückes nicht vollständig geklärt werden konnte und somit ein Bezug zu historischen Persönlichkeiten oder Begebenheiten nicht leicht fällt. Dennoch soll am Ende zu einem Ergebnis gekommen werden, das entweder die These einiger Kritiker stützt, das Stück sei als Warnung zu lesen, den Frauen nicht zu viel Macht und Selbstständigkeit zuzugestehen, oder aber zeigen, dass Calderón die Bühne nutzte als „a laboratory where alternative ways of being could be tried out“ (McKendrick). Das würde bedeuten, dass er sich als Proto-Feminist der Situation der Frau bewusst war und seine männliche Autorität als Theaterautor nutzte, um eine Frau auf der Bühne zu zeigen, die mit Verstand zu handeln versteht.