Der (manchmal auch das) HAIKU ist eine alte japanische Versform, die aus drei Zeilen mit den Silbenzahlen fünf-sieben-fünf besteht. Drei Zeilen mit 17 Silben. HAIKU erinnert an das Leben: Es ist begrenzt - und innerhalb dieses Rahmens sind wir frei. Mancher Rahmen ist klein. Mancher Rahmen ist groß. Und manchmal ist innerhalb eines kleinen Rahmens eine wunderbare Welt - und in einem großen eine leere. Es gibt Interpretationen über die Entstehung des Haikus und ob er für unsere (europäischen) Sprachen geeignet ist. Japanische Silben haben angeblich andere Informationsgehalte, daher passt die Form Fünf-Sieben-Fünf nicht für unsere Sprache. Der Inhalt wiederum soll laut Theorien bestimmte Elemente enthalten, etwa einen Naturgegenstand und einen Bezug zur Jahreszeit. Mir gefiel vor allem die Beschränkung auf einen Rahmen. Und die Möglichkeit, darin frei zu sein. Alles ist möglich! Der Glaube versetzt Berge! Lebe deinen Traum! Auch ein HAIKU, aber ein unsinniger. Solche Sätze behaupten eine Wirklichkeit, die es nicht gab, nicht gibt und niemals geben wird. Denn wo ein Wille ist, da ist noch lange kein Weg. Jeder Mensch hat Grenzen, einen Rahmen. Dagegen helfen weder Wille noch Drogen. Freiheit in unseren Grenzen, mehr ist uns nicht möglich. Rahmen charakterisieren unsere Grenzen. Wer behauptet, sie sei unendlich, lügt. Und darum gefallen mir HAIKU.
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