Auszug: Aus dem südöstlichen Thor von Vicenza, Porta Monte genannt, weil der Fuß des Monte Berico hier dicht bis an die Stadt herantritt, rollte an einem sonnigen Aprilnachmittage des Jahres 1849 ein leichter Wagen auf der Landstraße dahin, dem Lauf des hellen Flüßchens Bacchiglione entgegen, das in sanften Krümmungen durch die heiteren Fluren strömt. Ein schönes junges Fräulein saß im Wagen. nachlässig zurückgelehnt, ohne darauf zu achten, daß ihr breiter Sommerhut sich verbog und die dunklen Sammetbänder zerknittert wurden. Desto aufrechter hielt sich ihr gegenüber auf dem Rücksitz eine ältliche Dame mit einem seidenen, blumengeschmückten Hut, einem zierlichen Sonnenschirm und schwarzseidener Mantille, die von Zeit zu Zeit durch eine goldene Lorgnette die Gegend betrachtete. Ob die Zwei sich gegenübersaßen, weil für die sehr umfangreiche Person der Aelteren kein hinlänglicher Platz im Fond übrig blieb, oder weil es einer Kammerfrau nicht ansteht, neben einem Prinzeßchen zu sitzen, war nicht zu errathen. Zwar deutete das feine, etwas kühle und stolze Näschen des Fräuleins auf eine vornehme Herkunft. Aber auch die Aeltere wußte ihrem breiten, gutmüthigen Gesicht den Ausdruck einer nicht geringen Wichtigkeit zu geben, und indem sie dann und wann ein Gähnen verbarg, sah sie auf das fruchtbare Land zu ihrer Rechten und die zerstreuten Häuschen und Hütten an den Abhängen des Monte Berico zur Linken mit so herablassender Gleichgültigkeit, als ob es eine besondere Gnade wäre, daß sie einen Blick ihrer kleinen vergißmeinnichtblauen Augen an sie wendete.
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