Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Soziologie - Politische Soziologie, Majoritäten, Minoritäten, Note: 1,0, Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Institut für Soziologie), Veranstaltung: Soziale Ungleichheit und Interessenartikulation heute, Sprache: Deutsch, Abstract: Nimmt man die Berichterstattung in den Medien zum Maßstab, hängt das weltgesellschaftliche Wohl und Wehe vor allem von zwei Faktoren ab: Der Börse und den Bombenanschlägen islamistischer Terroristen. Im Zuge der gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte und vor allem nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes hat die Bedeutung des gegenwärtigen Kapitalismus und des Fundamentalismus tatsächlich zugenommen: Ihre Bedrohungen sind näher gerückt. Dass der Fundamentalismus besonders in Ländern wie Saudi-Arabien, Ägypten, Algerien und Nigeria zu politischem Einfluss gekommen ist, also in Ländern, die der westlichen Welt historisch, gesellschaftlich oder wirtschaftlich eher nahe stehen, ist sicher kein Zufall: Fundamentalismus als kulturelle Defensive braucht eine kulturelle Offensive, auf die er reagieren kann. Mit zwei Theorien über den Fundamentalismus will sich diese Arbeit kritisch auseinandersetzen: Zum einen mit der Erklärung, Fundamentalisten seien Klassenkämpfer, die den Nord-Süd-Konflikt als ökonomischen Konflikt betrachten und den Fundamentalismus als ideologisches Vehikel nutzen, um wirtschaftliche Machtverhältnisse umzukehren. Zum anderen mit der Annahme, Fundamentalisten seien bärtige Traditionalisten, die sich die Welt des Mittelalters in einem Aufstand gegen Aufklärung und Moderne zurückerkämpfen. Stattdessen soll der Fundamentalismus als Milieu mit seinen sozialen Ursachen dargestellt werden und auf seine Funktion für den Einzelnen befragt werden. Diese Perspektive kann sein Auftreten sowohl in den Industrienationen als auch in den Ländern der Dritten Welt erhellen, unabhängig von der jeweiligen Religion seiner Anhänger. In einem zweiten Schritt soll die islamische Welt als paradigmatischer Fall für den Fundamentalismus der Dritten Welt und als dringendstes Beispiel für die Bedrohungen durch den Fundamentalismus dargestellt werden. Abschließend werden die gewonnenen Erkenntnisse über revitalisierte, politisierte und radikalisierte Religion in einen weltgesellschaftlichen Rahmen gestellt, um die Zusammenhänge zwischen Nord-Süd-Konflikt und religiösem Fundamentalismus deutlicher zu machen. Ein "Angriff auf die gesamte zivilisierte Welt" wurden die Anschläge islamistischer Fundamentalisten von 11. September 2001 genannt. Sich diese Welt zum Feind zu machen, bedarf für einen Menschen entweder guter Gründe oder starker Ursachen.
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