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Die gesellschaftliche Wahrnehmung der NS-Verbrechen in den vergangenen 70 Jahren unter kritischer Hinterfragung auch der Rolle des ITS. Unmittelbar nach der Befreiung begann ein bis heute andauernder Prozess der Definition des Nazi-Unrechts und seiner Abgrenzung z. B. von einer »normalen" Kriegsführung oder Kriminalitätsbekämpfung. Im Zusammenhang mit der Strafverfolgung der Täter, der Entschädigung der Opfer und im öffentlichen Gedenken wurde das Bild des Nazi-Unrechts, und mit ihm der Kreis der anerkannten NS-Verfolgten, immer wieder neu bestimmt - und ausgeweitet. Als wichtigste Institution…mehr

Produktbeschreibung
Die gesellschaftliche Wahrnehmung der NS-Verbrechen in den vergangenen 70 Jahren unter kritischer Hinterfragung auch der Rolle des ITS. Unmittelbar nach der Befreiung begann ein bis heute andauernder Prozess der Definition des Nazi-Unrechts und seiner Abgrenzung z. B. von einer »normalen" Kriegsführung oder Kriminalitätsbekämpfung. Im Zusammenhang mit der Strafverfolgung der Täter, der Entschädigung der Opfer und im öffentlichen Gedenken wurde das Bild des Nazi-Unrechts, und mit ihm der Kreis der anerkannten NS-Verfolgten, immer wieder neu bestimmt - und ausgeweitet. Als wichtigste Institution bei der Erteilung von Auskünften über einzelne Verfolgte war der International Tracing Service (ITS) in diese Prozesse eingebunden - und stand beim Erwerb und der Erschließung neuer Dokumente stets zugleich selbst vor der Herausforderung, den Kreis der NS-Verfolgten zu definieren. Diese Entwicklung in der Wahrnehmung der NS-Verbrechen und ihrer Opfer - in der Gesellschaft wie im ITS - wird hier kritisch betrachtet. Vor allem am Beispiel der als »Asoziale" Verfolgten zeigt sich, wie stark der ITS das jeweils gesellschaftlich vorherrschende Bild des Nazi-Unrechts übernahm, oder wie weit er sich von diesem mitunter auch entfernte - oft zum Vorteil, manchmal aber auch zum Nachteil der betroffenen Menschen.
Autorenporträt
Henning Borggräfe, geb. 1981, ist Historiker und seit 2014 stellvertretender Leiter der Abteilung Forschung und Bildung des ITS. Zuvor war er an der Universität Bochum und am KWI Essen in verschiedenen zeithistorischen Forschungsprojekten tätig. Hanne Leßau, geboren 1984, schreibt ihre Promotion zur Erfahrungsgeschichte der Entnazifizierung an der Universität Bochum, wo sie 2011 bis 2014 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte war. Seit 2010 arbeitet sie in historischen Ausstellungsprojekten. Harald Schmid, geb. 1964, ist Politikwissenschaftler und Historiker. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter u. a. am Hamburger Institut für Sozialforschung sowie an den Universitäten Hamburg und Kiel. Seit 2011 arbeitet er als Historiker bei der Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten. Mitherausgeber des »Jahrbuchs für Politik und Geschichte" und Vorstandsmitglied des Arbeitskreises »Politik und Geschichte" in der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft.