Examensarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Pädagogik - Schulwesen, Bildungs- u. Schulpolitik, Note: 1,3, Universität Münster (Institut für Erziehungswissenschaften), Sprache: Deutsch, Abstract: Im Jahre 1964 sorgte Georg Picht mit seiner Artikelserie über die „Deutsche Bildungskatastrophe“ für Alarmstimmung und brachte die Bildungspolitik ganz oben auf die politische Agenda. Fast vier Jahrzehnte später stand der nächste Schrecken ins Haus. Die PISA-Studie 2000 hatte Deutschland eindeutig vor Augen geführt, dass das deutsche Bildungssystem in der Krise steckt. Deutschland, das wie kaum ein Land in der Welt auf sein Humanvermögen angewiesen ist, hinkte im weltweiten Vergleich schulischer Leistung hinter den Besten her. Es war deutlich geworden, dass der Wandel der außerschulischen Erziehungsbedingungen und die zukünftigen Bildungs- und Qualifikationsanforderungen in hohem Maße veränderte Herausforderungen an schulische Bildungs- und Erziehungsprozesse stellte. Gleichzeitig jedoch schien die heutige Halbtagsschule mit ihrer gegenwärtigen institutionellen Struktur diesen neuen Herausforderungen nicht mehr gewachsen zu sein. Aus diesem Grund haben momentan pädagogische Konzepte ganztägiger institutioneller Schulbetreuung Konjunktur. Besonders auf bildungs- und sozialpolitischer Ebene sowie in der pädagogisch-wissenschaftlichen Diskussion scheinen ganztägige Schulkonzepte zum neuen Modethema geworden zu sein. Fast alle Bundesländern haben in den letzten Jahren Überlegungen und Konzepte für Schulen mit erweiterten Öffnungszeiten und Betreuungsangeboten am Nachmittag vorgelegt. Ein Großteil der deutschen Bevölkerung fordert die Ganztagsschule als Innovation im Bildungssystem, doch die Vielfalt der möglichen Ganztagskonzepte erschwert schnelle Entscheidungen. In der vorliegenden Arbeit möchte ich daher nach einer historischen Einleitung in die Debatte um die Ganztagsschule einen Einblick in den aktuellen Stand der Ganztagsschule in Deutschland geben. Neben Definitionsversuchen und der Darstellung von statistischen Zahlen soll der Fokus der Arbeit auf der Analyse unterschiedlicher Begründungen für den Ausbau von Ganztagsschulen liegen. Es sollen sowohl bildungspolitische und pädagogische als auch gesellschafts-, sozial-, familien-, frauen- und wirtschaftspolitische Positionen dargestellt werden, die begründen, warum das Thema Ganztagsschule von einem Tabuthema zum neuen Modethema geworden ist.