In den letzten 20 Jahren hat sich Mecklenburg-Vorpommern zu einem Zentrum der Gartenkunst entwickelt. Alte Bauernhöfe, renovierte Schlösser, traditionsreiche Gutshäuser - sie alle bieten eine ideale Kulisse für Gärten und Parks der besonderen Art. Deren schönste werden nun erstmals ausführlich in einem Reiseführer vorgestellt. Katja Gartz ist seit Jahren in Mecklenburg-Vorpommern unterwegs und weiß, wo paradiesisch wirkende Welten zu finden sind. Knapp 50 Anlagen hat sie ausgewählt und präsentiert diese in Wort und Bild. Wobei sie die Atmosphäre einzufangen weiß, die von jedem der lebenden Kunstwerke ausgeht. Vom gerade mit dem britischen Green Flag Award ausgezeichneten Garten in Marihn bis hin zum repräsentativen Park in Ludwigslust, vom faszinierende Sichtachsen bietenden Gutspark in Wesselstorf bis zur im englischen Stil gehaltenen Anlage in Kittendorf, vom Rosengarten in Groß Siemen bis zu dem des Künstlers Otto Niemeyer-Holstein in Koserow auf Usedom. Wobei nicht nur die Anlagen porträtiert, sondern auch deren Schöpfer vorgestellt werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.12.2013Gärtnern zwischen Seen und Meer
Für viele Gartenreisende aus dem Westen scheinen Mecklenburg und Vorpommern zu weit ab vom Schuss zu liegen. Man schaut sich eher in England oder den Niederlanden um, als in der nordöstlichen Ecke der Republik, obwohl dort bezaubernde Anlagen zu finden sind. Als eine Art Lockmittel taugt jetzt dieser Gartenreiseführer. Katja Gartz stellt darin fünfzig der schönsten Parks und Gärten vor, die seit 2008 auf einer Gartenroute vernetzt sind - mit informativen Porträts, starken Fotos und Ratschlägen. Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es in dem Dreieck zwischen Ostsee und Mecklenburgischer Seenplatte neben den fürstlichen Residenzen etwa zweitausend kleinere und größere Herrensitze des Landadels, eine Fülle, die auf das alte Erbrecht zurückgeht, das nicht nur dem Erst-, sondern auch den Nachgeborenen ein stattliches Haus und einen Batzen Land zusprach. Die meisten ereilte nach 1945 das gleiche Schicksal: Schlösser wurden abgerissen oder als Schulen und Heime genutzt, Güter mit Wiesen und Feldern enteignet, die Parks abgeholzt oder in Kleingärten parzelliert. Viele verwilderten. Eine Wende zum Besseren erfuhren Häuser und Gärten nach 1990, als ehemalige Besitzer zurückkehrten oder neue sich ins Abenteuer des Rodens und Rettens stürzten. Seither sind aus vielen Gartenruinen schmucke Anlagen auferstanden, darunter weitläufige Landschaftsparks und verwunschene Wälder voller dendrologischer Überraschungen, adrette Dorfschullehrer- und Pfarrgärten und ein Rhododendron-Park, den die Ostsee-Brise günstig befeuchtet. Die restaurierten Schlossgärten von Schwerin und Neustrelitz, in denen sich das Barock mit Orangerie und Wasserspiegeln in seiner schönsten Form darstellt, gehören ebenso dazu wie die Allee aus gestutzten Linden von Schloss Bothmer, ein Stück originale Gartenkunst aus dem achtzehnten Jahrhundert. Was eine Gartenreise außerdem reizvoll macht, steht ebenfalls im Führer: die Einkehr bei einem Wirte Wundermild, die Gelegenheit, Kunst und Konzert zu erleben oder den Obergärtner zu befragen.
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"Gartenreiseführer Mecklenburg-Vorpommern" von Katja Gartz (Text und Fotos). Hinstorff Verlag, Rostock 2013, 224 Seiten, 225 Farbfotos, eine Karte. Broschiert, 24,99 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Für viele Gartenreisende aus dem Westen scheinen Mecklenburg und Vorpommern zu weit ab vom Schuss zu liegen. Man schaut sich eher in England oder den Niederlanden um, als in der nordöstlichen Ecke der Republik, obwohl dort bezaubernde Anlagen zu finden sind. Als eine Art Lockmittel taugt jetzt dieser Gartenreiseführer. Katja Gartz stellt darin fünfzig der schönsten Parks und Gärten vor, die seit 2008 auf einer Gartenroute vernetzt sind - mit informativen Porträts, starken Fotos und Ratschlägen. Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es in dem Dreieck zwischen Ostsee und Mecklenburgischer Seenplatte neben den fürstlichen Residenzen etwa zweitausend kleinere und größere Herrensitze des Landadels, eine Fülle, die auf das alte Erbrecht zurückgeht, das nicht nur dem Erst-, sondern auch den Nachgeborenen ein stattliches Haus und einen Batzen Land zusprach. Die meisten ereilte nach 1945 das gleiche Schicksal: Schlösser wurden abgerissen oder als Schulen und Heime genutzt, Güter mit Wiesen und Feldern enteignet, die Parks abgeholzt oder in Kleingärten parzelliert. Viele verwilderten. Eine Wende zum Besseren erfuhren Häuser und Gärten nach 1990, als ehemalige Besitzer zurückkehrten oder neue sich ins Abenteuer des Rodens und Rettens stürzten. Seither sind aus vielen Gartenruinen schmucke Anlagen auferstanden, darunter weitläufige Landschaftsparks und verwunschene Wälder voller dendrologischer Überraschungen, adrette Dorfschullehrer- und Pfarrgärten und ein Rhododendron-Park, den die Ostsee-Brise günstig befeuchtet. Die restaurierten Schlossgärten von Schwerin und Neustrelitz, in denen sich das Barock mit Orangerie und Wasserspiegeln in seiner schönsten Form darstellt, gehören ebenso dazu wie die Allee aus gestutzten Linden von Schloss Bothmer, ein Stück originale Gartenkunst aus dem achtzehnten Jahrhundert. Was eine Gartenreise außerdem reizvoll macht, steht ebenfalls im Führer: die Einkehr bei einem Wirte Wundermild, die Gelegenheit, Kunst und Konzert zu erleben oder den Obergärtner zu befragen.
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"Gartenreiseführer Mecklenburg-Vorpommern" von Katja Gartz (Text und Fotos). Hinstorff Verlag, Rostock 2013, 224 Seiten, 225 Farbfotos, eine Karte. Broschiert, 24,99 Euro.
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