Ein Ausflug in das schicksalhafte Jahr 1990: Der Taumel der großen und kleinen Veränderungen erfasst auch Josephine, die aus ihrem geordneten, aber höchst unglücklichen Alltag ausbricht. Auf dem Weg in ihre Selbstfindung zieht die junge Frau in die Siedlung, eine Ansammlung von Behelfsheimen aus der Nachkriegszeit mit allerlei skurrilen, aber liebenswerten Nachbarn. Ohne es zu ahnen, wohnt sie plötzlich Wand an Wand mit einem verurteilten Sträfling, der frisch aus dem Gefängnis zurückkehrt, wo er zehn Jahre wegen Totschlags und Vergewaltigung zugebracht hat. In der jungen Frau ›aus gutem Haus‹ bewirkt die Nähe des durchaus sympathischen Mannes ein Chaos, das sich erst langsam auflöst. Eine wichtige Rolle spielt die ›Kriminalwitwe‹ Gertrud, ihr guter Geist, die von einer alten Freundin das Gasthaus Männertreu erbt. Das urige Gebäude mit seinen geheimnisvollen Schnitzereien mitten im tiefverschneiten Oberharzer Tannenwald übt eine ungeahnte Faszination auf Josephine aus. Dann überschlagen sich die Ereignisse: Ist auch der neue Fall einer brutalen Vergewaltigung in der Neujahrsnacht Josephines Nachbarn anzulasten? Und wie könnte die Lösung von Josephines vielschichtigen Problemen aussehen? Eins ist sicher, sie begreift, dass Männertreue Gutes wie Schlechtes bewirken kann.