Masterarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Geschlechterstudien / Gender Studies, Note: 1,7, Ruhr-Universität Bochum (Fakultät für Sozialwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Das Erkenntnisinteresse der Arbeit besteht in Anschluss an die dargelegten Forschungslücken darin, den besonderen Stellenwert von bezahlten Sexdienstleistungen zwischen Männern zu eruieren, die jenseits des normativen Kausalzusammenhangs zwischen geschlechtlicher Identität, sexuellem Begehren und sexueller Praxis stattfinden. Die Suche nach einem transgressiven Potenzial in Bezug auf heterosexuelle Normativität drückt sich unmittelbar in der zu beantwortenden Fragestellung aus: Inwiefern besitzt das Phänomen Gay for Pay das Potenzial, die gesellschaftlichen Wissensbestände zu mann-männlicher Sexualität zu unterwandern? Als ethischer Maßstab wird an diese Arbeit angelegt, schwulen Aktivismus und die aus ihm entstandenen Errungenschaften nicht zu missbilligen. Gleichwohl sollen blinde Flecken in der Evaluation mann-männlicher Sexualität aufgedeckt werden, um einen Beitrag zu der sexuellen Befreiung weiterer Männer zu leisten, die sich nicht unter eine schwule Identität subsumieren lassen. Die Qualität eines pornografischen Videos lässt sich aus pragmatischer Hinsicht daran bemessen, wie leicht oder gut die Betrachtenden von diesem sexuell stimuliert werden. Anstatt ein solches Lustpotenzial auszuloten, wird in der vorliegenden Masterarbeit ein Anliegen von geschlechterpolitischer Bedeutsamkeit verfolgt. Mit dem Terminus Gay for Pay werden pornografische Videos mit sexuellen Darstellungen und gleichermaßen sexuelle Begegnungen zwischen Männern ‚in natura‘ bezeichnet, die jeweils einen heterosexuellen Mann unter Zuhilfenahme einer finanziellen Entlohnung involvieren. In der stereotypisierten Vorstellung, die Sexarbeit als ein exklusiv weibliches Tätigkeitsfeld begreift, drückt sich ein limitierter Horizont hinsichtlich der geschlechtlichen Rollenerwartungen im Rahmen käuflicher Sexualität aus. Angesichts des daraus resultierenden Verzerrungseffektes liegen nur wenige Arbeiten vor, die männliche Sexarbeit aus geschlechtertheoretischer Perspektive analysieren. In diesem Sinne stellt das Thema dieser Forschungsarbeit einen Beitrag zur Sichtbarmachung eines unsichtbaren Randbereichs von sexueller Devianz dar.