Zwanzig Jahre sind seit dem „Miner’s Strike“ vergangen, den der aus Yorkshire stammende David Peace in seinem beeindruckenden Roman „GB84“ beschreibt, aber noch immer spürt man die Wut des Autors über die Ereignisse, die im März 1984 ihren Anfang nehmen, als Ian McGregor, Vorsitzender des National
Coal Board, die Schließung unrentabler und die Privatisierung der verbliebenen Zechen ankündigt. Dass…mehrZwanzig Jahre sind seit dem „Miner’s Strike“ vergangen, den der aus Yorkshire stammende David Peace in seinem beeindruckenden Roman „GB84“ beschreibt, aber noch immer spürt man die Wut des Autors über die Ereignisse, die im März 1984 ihren Anfang nehmen, als Ian McGregor, Vorsitzender des National Coal Board, die Schließung unrentabler und die Privatisierung der verbliebenen Zechen ankündigt. Dass dabei Arbeitsplätze im großen Stil vernichtet werden, steht außer Frage, und so beginnt in den folgenden Tagen in den Kohlerevieren Nord- und Mittelenglands der Streik der Bergarbeiter, der mehr als ein Jahr dauern und die englische Gesellschaft nachhaltig verändern wird.
Grund dafür ist der harte Kurs, den die „Eisernen Lady“ Maggie Thatcher und ihre Schergen gegen die Gewerkschaften fahren, deren Entmachtung und anschließende Zerschlagung oberste Priorität hat. Dabei gibt es kein Erbarmen, es wird mit äußerster Härte vorgegangen, seien es nun die körperlichen Auseinandersetzungen in den Straßenschlachten oder das Streichen von finanziellen Unterstützungen, die in erster Linie die Familien der Bergleute treffen. Thatcher treibt nicht nur einen, sondern viele Keile in die Gesellschaft, demonstriert absolute Härte und nimmt bewusst die Verelendung einer Klasse in Kauf, um ihre politischen Ziele durchzusetzen.
All dies beschreibt David Peace in seinem unnachahmlichen Stil, der reale Fakten und Personen mit Fiktionalem vermischt, wenn es die Dramaturgie erfordert. Eingeteilt ist der Roman in dreiundfünfzig Kapitel, für jede Woche der Streikdauer eine, deren Konstante eingangs die Schilderungen der beiden Streikposten Martin und Peter sind, die an den verschiedensten Stellen eingesetzt werden.
Der Romantext an sich setzt sich aus unzähligen Bruchstücken zusammen, in denen sowohl Regierungstreue als auch Gewerkschaftler im Zentrum stehen, wobei aber auch die letztgenannten keine Heiligen sind und sich korrumpieren lassen - in „GB84“ gibt es Schwarz und Weiß, aber vor allem gibt es jede Menge Grau.
David Peace hat mit seinem Werk den streikenden Bergarbeitern der Jahre 1984/85 ein Denkmal gesetzt. „GB84“ ist ein wichtiges Buch, fast eine Sozialreportage, führt es uns doch auf literarische Weise die menschenverachtende Politik einer neoliberalen Regierung vor Augen, die bis heute nicht nur in Großbritannien nachwirkt. Hart bis zur Schmerzgrenze und darüber hinaus, oft kaum zu ertragen und selbst für geübte Leser wegen der eingesetzten Stilmittel eine Herausforderung - aber jede einzelne Zeile ist die Mühe wert!