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Von Brüssel und Flandern handelt das intelligente und vergnügt geschriebene Buch - und fast mehr noch von einem, der vor einem Vierteljahrhundert auszog, das platte Land nördlich der alten römischen Heerstraße von Köln nach Brüssel zu erkunden. Er kam, sah und berichtet seither regelmäßig in Zeitschriften, Zeitungen, Büchern von einem fidel verlotterten, dabei hochzivilisierten Volk, das es laut eines Bonmots von Jules Destrée gar nicht gibt. "Sire, il n'y a pas de Belges", schrieb der Sozialist 1912 an seine Majestät Albert I. Denn von den Belgiern war seit Cäsars "De bello Gallico" bis hin zur Staatsgründung 1830 knapp zweitausend Jahre nicht mehr die Rede. Von den Flamen schon, die alle Welt als schmausende, poussierende, feiernde Bonvivants und Schlaraffenlandbewohner kennt, und sei es von den Gemälden eines Bruegel oder Jordaens. Die Realität, so erfahren wir im Kapitel "Gottesglaube mit Speck im Mund", hält den Bildern freilich stand, mehr noch: Sie bietet ihnen noch Jahrhunderte später Paroli. Stolz berichtet Siggi Weidemann, dass in seinem geliebten Flandern von allen einschlägigen Restaurantführern so viele Sterne, Kochlöffel, Hauben pro Kopf der Bevölkerung verteilt werden wie sonst nirgendwo auf der Welt. So erklärt er uns auch, weshalb die Flamen Belgiens mit denen der Niederlande so wenig gemein haben. Als ob wir es nicht geahnt hätten: Erstere speisen auf unvergleichlich höherem Niveau. Er führt uns ein in die hippe Modemetropole Antwerpen, zeigt die zutiefst menschliche Seite der Eurokratenfestung Brüssel, staunt selbst nach Dutzenden von Besuchen über den Kunstreichtum von Gent. Er zieht seinen Hut vor dem genialen Schachzug, mit dem Brügge die der Stadt anhaftende Melancholie in einen wirtschaftlichen Standortfaktor ummünzte. Kurzum, dies ist das Buch eines erfahrenen Liebhabers, der des Objekts seiner Begierde nicht müde wird.
ksi.
"Gebrauchsanweisung für Brüssel und Flandern" von Siggi Weidemann. Piper Verlag, München 2007. 195 Seiten. Broschiert, 12,90 Euro.
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