Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.
Wer über das Engadin schreibt, kann nicht einfach drauflos fabulieren. Denn kein anderes Schweizer Tal ist von deutschen Geistesgrößen, etwa von Friedrich Nietzsche, derart hymnisch beschrieben worden. Da empfiehlt es sich für minder begabte Schreiber, bei den Worten nach Bodenhaftung zu suchen, statt unbedingt virtuose Sprachbilder formen zu wollen. Die erwartet man freilich auch nicht in einem Buch, das in einer Reihe mit dem Titel "Gebrauchsanweisung" erscheint. An der Sprache der Autorin gibt es auch gar nichts zu mäkeln, sie schreibt meist anschaulich, formt gelegentlich wunderbare Sätze über das Rätoromanische, wird einmal sogar poetisch, als sie den Engadiner Schnee ("La Naiv") wirbeln lässt. Was indes weniger überzeugt, sind Aufbau und Art des Buches. Seine alphabetische Gliederung (von Alpenpässe bis Zuckerbäcker) ist zwar originell, aber für den Leser verwirrend, der eher ein praktisch-touristisches Interesse hat. Prompt fragt man sich, für wen das Buch eigentlich gedacht ist. Denn immer wieder gibt die Autorin persönliche Anekdoten und Erlebnisse zum Besten, schlittert entweder mit Mann und Kindern im Auto über den Flüelapass ("Manfred schaltete die Musik aus") oder geht mit ihrer Freundin in St. Moritz zum Jazz ("Franziska organisiert zwei Barhocker"). Um eine Gebrauchsanweisung für Touristen zu verfassen, ist es offenbar nicht unbedingt hilfreich, wenn man seit neun Jahren im Engadin lebt, die neue Heimat aber kurioserweise immer noch als "Glückserschrecken" bezeichnet.
km.
"Gebrauchsanweisung für das Engadin" von Angelika Overath. Piper Verlag, München/Berlin 2016. 254 Seiten. Broschiert, 15 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main