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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
© Perlentaucher Medien GmbH
Der aus einer Eisenbahnerfamilie stammende, in Berlin lebende tschechische Autor Jaroslav Rudis hat in fünfzehn Anekdoten der Eisenbahn mehr noch als eine Gebrauchsanweisung eine Liebeserklärung geschrieben. Selbst das Kursbuch, das ihm die "heilige Schrift" ist, wird für ihn zu Poesie, der Geruch alter Dampfloks zu "Eisenbahnparfüm". ICEs nennt er "kosmische Kapseln", entschleunigte alte Strecken hingegen gehen "mitten durch mein Herz". In Nachtgedanken beschreibt er suggestiv das Reisen mit der Transsibirischen Eisenbahn als "besonderen seelischen Zustand, als eine Form der Meditation". Selbstredend zieht er die alte Gotthardstrecke dem neuen Gotthardtunnel vor. Oder er genießt die Harzquerbahn als "Luftkurort auf Schienen". Viel Raum widmet das Buch auch Adaptationen der Eisenbahn in Literatur, Musik und Kino: Den Film "Casablanca" etwa, in dem in Bogarts Träumen der Lokführer die Ehe mit Ingrid Bergman besiegeln soll, beschreibt Rudis als "allerhöchste Eisenbahn der Leidenschaft". Oder er rekapituliert historische Eisenbahnfahrten wie Lenins Reise von Zürich nach St. Petersburg 1917. Schienenstränge verdichten sich in diesem wunderbar nostalgischen Bahn-Brevier zum Symbol für Lebenswege, wenn Rudis Anschlussbahnhöfe, Trennungsbahnhöfe und gescheiterte Beziehungen beschwört. sg
"Gebrauchsanweisung fürs Zugreisen"
von Jaroslav Rudis. Piper Verlag, München 2021. 256 Seiten. Gebunden, 15 Euro.
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