"Gebrauchter Junggeselle", so bezeichnete sich einer der befragten ge schiedenen Männer in einem der Interviews, die für diese Studie geführt wurden. Mit dieser Umschreibung charakterisierte er seine Situation nach Trennung und Scheidung von seiner Ehefrau. Bei genauerer Betrachtung kann man an diesem Begriff eindeutige soziologische Auftälligkeiten aus machen, die typisch sind für das, was Männer mit Trennung und Schei dung (oder, wie es hier präziser genannt wird: mit der "Diversifikation", i. e. dem sozialen Prozeß der biographischen Phase zwischen Ausein anderentwicklung und Scheidung der Lebensform Ehe) erleben. Denn es bricht eine sozial konstruierte Wirklichkeit zusammen, wenn die Ehe partner ihr gemeinsames Leben aufgeben. Die eheliche Konstruktion der Realität wird obsolet, Sinn und Ziel des eigenen Lebens werden fraglich. Soziale Beziehungen, die mit der Ehe selbstverständlich wurden, brechen ab und die gemeinsame Zeit mit gewohnten, gemeinsamen oder auch unterschiedlichen Aktivitäten (außerhalb der Erwerbsarbeitszeit) sind nicht mehr vorhanden. Daran mag man ermessen, welche Zäsur Trennung und Scheidung im Lebensablauf auslösen. Die Betroffenen sind gezwungen, ein neues Leben aufzubauen. Dabei wird häufig auf bereits gemachte Erfahrungen und se dimentiertes Wissen zurückgegriffen. Z. B. werden alte Bekanntschaften re aktiviert oder verstärkt; die freie Zeit, die nun nicht mehr durch Ehe oder Familie gebunden ist, wird oft so verbracht wie vor der Ehe. Damit wer den Verhaltensweisen wie in der "Junggesellenzeit" gesucht. Nur hat man zwischenzeitlich die Erfahrung der Ehe gemacht, weshalb ein nahtloses Übergleiten in abgelegte alltägliche Routinen nicht mehr möglich ist.
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