Er hat, nicht ganz ohne fremde Hilfe, seine Memoiren verfasst. Damit wird, hier und da sicher auch persönlich gefärbt, ein stattliches Kapitel der deutschen Geschichte greifbar. Otto Fürst von Bismarck, Reichskanzler bis 1890, hat es acht weitere Jahre seines langen Lebens gekostet, unter Mitwirkung seines Vertrauten Lothar Bucher damit abzuschließen. Doch das drang nicht in einem Schwung an das Licht der Öffentlichkeit. Die ersten beiden Bände verteilten sich rasend etwa zeitgleich mit dem Ableben des großen Staatsmanns, der Dritte hinkte lange hinterher. Erst viele Jahre später wurde er gegen Willen der Angehörigen veröffentlicht. Ob sie sich damit so brüskiert gefühlt haben müssen? Familiär Skandalöses ist weniger der Gegenstand in Bismarcks Lebenserinnerungen, sie sind eher als eine umfassende Rechtfertigung für das zu verstehen, was der Begründer des Deutschen Reiches nicht auf sich sitzen lassen wollte. Unverblümt angegriffen wird darin die Person Wilhelms II., mit dem er sich etliche Grabenkämpfe zu liefern wusste. Wenn umfangreiche Passagen auch von seiner Verbitterung gezeichnet sind, liest sich das doch recht unterhaltsam. Es ist in erster Linie das Selbstverständnis Bismarcks, das hier eigensinnig und mit einer guten Portion Ironie vorgetragen wird, sodass es einem bei aller notwendigen Ausführlichkeit nicht so schnell langweilig wird.
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