Gedenktage eröffnen immer wieder eine öffentlich-mediale Arena für die Neuverhandlung des Gedächtnisses. Dabei verweist das zu Ende des 20. Jahrhunderts entstandene Format 'Gedenkjahr' auf ein gesteigertes Interesse für die Auseinandersetzung mit einer traumatischen Vergangenheit. Vor diesem Hintergrund wurde 2018 in Österreich ein 'Supergedenkjahr' mit zwei Brennpunkten begangen: 100 Jahre Gründung der Republik Österreich 1918 und 80 Jahre 'Anschluss' 1938. Die Ende 2017 geschlossene Koalition von ÖVP und FPÖ verlieh der Frage nach dem Umgang des offiziellen Österreich mit seiner Vergangenheit zusätzliche Brisanz. Die Analyse der politischen und öffentlichen Kommunikation im Gedenkjahr 2018 orientiert sich an methodisch innovativen Forschungsperspektiven: u.a. werden die offiziellen Social-Media-Einträge zentraler politischer Akteure mittels einer multimodalen qualitativen Inhaltsanalyse untersucht und das Austrian Media Corpus (AMC), eines der größten digitalen Text-Corpora im gesamten deutschen Sprachraum, in einem Digital Humanities-Pilotprojekt mit Text Mining-Methoden im Hinblick auf eine computergestützte, (semi-)automatische Erschließung semantischer Inhalte ausgewertet. Die Beiträge geben einen Einblick in die Debatten und Kontroversen des Gedenkjahres 2018, darüber hinaus aber auch in die neuen methodischen Potentiale einer Verschränkung zeitgeschichtlicher Fragestellungen mit Verfahren der Digital Humanities. Memorial days always offer a public-media arena for renegotiating memories. Here, the format 'memorial year' created by the end of the 20th century refers to an increasing interest in dealing with a traumatic past. With reference to this, Austria celebrated a 'Super memorial year' remembering the 100th anniversary of the founding of the Republic Austria and the 80th anniversary of the annexation to Nazi Germany in 1938. The contributions offer an insight in the debates and controversies surrounding the memorial year 2018. Furthermore, they present new methodical potentials of a connection of contemporary issues with methods of digital humanities. Dirk Rupnow ist Professor am Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck und dzt. Dekan der Philosophisch-Historischen Fakultät.
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