Wie können wir als religiöse Menschen interessierten Agnostikern in säkularen Begriffen erklären, was für eine Art von Erfahrung religiöse Erfahrung ist? Dieser Frage stellt sich Sr. M. Johanna Lauterbach, indem sie eine Aktualisierung der klassischen Religionsphänomenologie unternimmt. Dabei setzt sie sich - inspiriert durch die von Jürgen Habermas angeregten Dialoge zwischen Religion und Philosophie - mit der gegenwärtigen humanwissenschaftlichen Debatte über den Begriff der religiösen Erfahrung auseinander. Habermas' Ansätze eines methodischen Atheismus und einer kooperativen, interdisziplinären Wahrheitssuche werden ebenso diskutiert wie die säkularistischen Dogmen funktionalistischer Religionstheorien. Diese Diskurse setzt die Autorin mit einem religionsphänomenologischen Zugang in Beziehung, indem sie Phänomene des Religiösen überhaupt und im Besonderen den ontologischen Eigensinn religiöser Innenperspektiven in den Blick nimmt. Als philosophisch-systematischer Dreh- und Angelpunkt bietet sich der Begriff der "Gefühle mit der Autorität unbedingten Ernstes" an, durch den Hermann Schmitz, der Begründer der Neuen Phänomenologie, das affektive Betroffenwerden vom Göttlichen oder Heiligen bestimmt. So wird ein neues Verständnis von religiöser Erfahrung beschreibbar, das für ein nachmetaphysisches philosophisches Selbstverständnis des Christentums und anderer Religionen von großem Interesse ist.