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Uwe Kolbes vermischte Liebeslyrik
Der Titel "Gegenreden" lässt es nicht unbedingt erwarten, aber Uwe Kolbe versammelt darunter vornehmlich Liebesgedichte, fast 140 an der Zahl. Er lotet Zustände zwischen Lust und Leid, Autonomie und Abhängigkeit aus und erweist sich einmal mehr als subtiler Animator der antiken Mythologie, etwa in "Pandora" oder "Hekate". Mit Gedichten wie "Duino I" und "Duino II" oder "Knebel" nimmt er auch Traditionslinien der Moderne auf: "Sag, hast du an meinen Knebeln gedreht? / Lauschtest du auf den Ton, Saite um Saite, / bis ich in dieser Stimmung war, oder ließest, / gestimmt, wie du kamst, du deine bei mir?" Es liegt nahe, hierin ein Weiterdichten von Rilkes "Liebeslied" zu vermuten, in dem es heißt: "Doch alles, was uns anrührt, dich und mich, / nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich, / der aus zwei Saiten eine Stimme zieht. / Auf welches Instrument sind wir gespannt? / Und welcher Geiger hat uns in der Hand? / O süßes Lied." Zeit und Zeitlichkeit entfaltet Kolbe in feinsten Schattierungen, sehr deutlich etwa in den sich gegenüberstehenden Gedichten "Diachron" und "Synchron". Der Buchtitel lässt zudem eine Anspielung auf Paul Celan vermuten. Der sah in seiner Büchnerpreis-Rede im "Gegenwort" einen "Akt der Freiheit". So greift "Gegenreden" auch in diesem Sinne die Frage nach den Möglichkeiten eines freien und befreiten dichterischen Sprechens jenseits des Bekannten und bereits Gesagten auf.
btro.
Uwe Kolbe: "Gegenreden". Gedichte.
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2015. 176 S., geb., 18,99 [Euro].
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