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  • Format: PDF

Sagt Ihnen der Begriff »petrichor« etwas? So nennt man den Geruch von Regen, der nach langer Trockenheit auf Erde trifft. Mich versetzt dieser Duft heute noch in meine Kindheit zurück. Damals nahm ich ihn die ersten Male nach langen, warmen Som¬mertagen wahr (ohne zu wissen, wie er heißt oder entsteht). Auch frisch gemähte Wiesen oder Marmorkuchen, den meine Oma für mich buk, wecken positive Erinne¬rungen. Dagegen verbinde ich mit dem typischen Odeur von Zahnarztpraxen nicht die allerbesten Momente meines Lebens. Bestimmte Essenzen hinterlassen also prägende Spuren im Gehirn, die noch…mehr

  • Geräte: PC
  • ohne Kopierschutz
  • eBook Hilfe
  • Größe: 13.89MB
Produktbeschreibung
Sagt Ihnen der Begriff »petrichor« etwas? So nennt man den Geruch von Regen, der nach langer Trockenheit auf Erde trifft. Mich versetzt dieser Duft heute noch in meine Kindheit zurück. Damals nahm ich ihn die ersten Male nach langen, warmen Som¬mertagen wahr (ohne zu wissen, wie er heißt oder entsteht). Auch frisch gemähte Wiesen oder Marmorkuchen, den meine Oma für mich buk, wecken positive Erinne¬rungen. Dagegen verbinde ich mit dem typischen Odeur von Zahnarztpraxen nicht die allerbesten Momente meines Lebens. Bestimmte Essenzen hinterlassen also prägende Spuren im Gehirn, die noch Jahr¬zehnte später Assoziationen hervorrufen. Das liegt daran, dass unser häufig unter¬schätzter Geruchssinn enge neuroanatomische Verbindungen mit dem Gedächtnis unterhält, wie unser Serienauftakt zum Thema Riechen ab S. 54 erläutert. Kein Wunder also, dass Gerüche und Erinnerungen so eng miteinander gekoppelt sind. Das Wissen über den Geruchssinn wollen Fachleute ganz prak¬tisch nutzen: So lassen sich Düfte therapeutisch gezielt einsetzen, um beispielsweise Personen mit Traumata zu beruhigen. Zur Eigenart von Gerüchen gehört aber auch, dass wir sie kaum ausblenden können, wenn sie unsere Riechrezeptoren reizen - sei es, weil ein Essen besonders gut oder Müll abstoßend riecht. Im Gegen¬satz zu vielen anderen Sinneseindrücken kann das Gehirn Düfte nur schwer ignorieren. Dabei leisten unsere grauen Zellen Schwerst¬arbeit, um uns vor Reizüberflutung zu bewahren. In ihrem Beitrag zu unserem Titelthema Bewusstsein beschreibt die Neurowissenschaftlerin Mandy Viktoria Bartsch, was unsere Aufmerksamkeit erregt und wie wir Überflüssiges zwar wahrnehmen, aber schnell ad acta legen, um uns auf das Wesentliche zu konzen¬trieren (S. 20). Denn um etwas zu ignorieren, muss sich unser Gehirn erst einmal kurz damit beschäftigen. Erst danach unter drückt es die bewusste Wahrnehmung: eine wahre Meisterleistung! Eine ungestörte Lektüre - am besten mit Ihrem Lieblingsduft in der Nase - wünscht herzlichst Ihr Daniel Lingenhöhl, Chefredakteur.

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