Der Gedanke an Naziverbrechen aus dem 2. Weltkrieg geht meist einher mit dem an die beispiellose Ermordung von Millionen von Juden in Konzentrationslagern. Die Liste der Verbrechen ist jedoch noch weitaus länger.
Der Autor dieses Buchs war Gesandter und Generalanwalt der Britischen Rheinarmee, er
gehörte zu den Hauptrechtsberatern während der Kriegsverbrechertribunale nach dem 2. Weltkrieg. Auf…mehrDer Gedanke an Naziverbrechen aus dem 2. Weltkrieg geht meist einher mit dem an die beispiellose Ermordung von Millionen von Juden in Konzentrationslagern. Die Liste der Verbrechen ist jedoch noch weitaus länger.
Der Autor dieses Buchs war Gesandter und Generalanwalt der Britischen Rheinarmee, er gehörte zu den Hauptrechtsberatern während der Kriegsverbrechertribunale nach dem 2. Weltkrieg. Auf der Basis von Augenzeugenberichten, Geheimdokumenten aus Wehrmachtsarchiven und Prozessprotokollen hat er versucht, einen Überblick über die schreckliche Vielfalt deutscher Kriegsverbrechen zu geben. Das Buch erschien 1954, die deutsche Erstveröffentlichung war 1956. Das Vorwort beleuchtet die Zeit nach der Erstveröffentlichung, als es Versuche gab, dieses Buch zu verbieten. Und macht deutlich, warum die jetzt vorliegende Neuauflage zeitgemäß und wichtig ist.
Zugegeben: Wenn man im Geschichtsunterricht aufgepasst hat und nicht mit Scheuklappen durchs Leben läuft, hat man von den aufgelisteten Verbrechen schon gehört. Vielleicht nicht in allen schrecklichen Einzelheiten, aber im Groben schon. Und man ahnt ja auch schon, wenn man das Buch aufschlägt, was einem so begegnen wird. Trotzdem wird man von den Schilderungen und dem unglaublichen Ausmaß erschlagen.
Der Autor geht systematisch vor, beginnt im 1. Kapitel damit, die „Instrumente der Hitlertyrannei“ vorzustellen. Führerkorps, Gestapo, SD und SS – was waren ihre Aufgabenbereiche, wie entstanden diese Organisationen und wie waren sie aufgebaut? Ein Organigramm des Grauens, gewissermaßen.
In der Folge führt er aus, wie durch Verbrechen an der eigenen Bevölkerung, durch Verfolgung, Terror, Folterungen und die Drohung der Konzentrationslager, die Gegner des Regimes vernichtet und damit Hitlers Herrschaft gesichert wurde.
Die Verbrechen im besetzten Europa schließen sich an. Es gibt (natürlich) Kapitel über die Judenvernichtung, über die Versklavung und Verschleppung von Arbeitern aus besetzten Gebieten, über die Ermordung von Geiseln, die Massenhinrichtungen von Zivilisten und die Ermordung und Misshandlung von Kriegsgefangenen. Obwohl die Grausamkeiten für sich sprechen, benennt der Autor rechtliche Grundlagen, Vereinbarungen und Gesetze, wie z.B. die Haager Konvention von 1907 oder die „Zehn Gebote für die Kriegsführung des deutschen Soldaten“. Dabei wird überdeutlich, wie von Anfang an, gezielt und stetig diese Regelungen verletzt wurden. Im Gegenteil wurden mit der sprichwörtlichen „deutschen Gründlichkeit“ verbrecherische Tätigkeiten geregelt und fein säuberlich protokolliert.
All das zu lesen geht richtig an die Nerven. Diese Grausamkeiten, dieses stetige Handeln gegen jede Form von Menschlichkeit – und dann in diesem unfassbaren, noch nie dagewesenen Ausmaß… Es ist sehr, sehr harter Stoff und schwer zu ertragen. Wenn ich dann noch in zitierten Berichten lese, wie man ob seiner Taten auf sich stolz ist und seinen „Mut“ lobt, wird mir schlecht. Ich merke, wie ich nach Worten ringe, um das Gelesene und meine Empfindungen dabei adäquat zu beschreiben. Immer wieder korrigiere ich mich und habe das Gefühl, dass Worte irgendwie nicht ausreichen können.
Im Anhang finden sich die oben erwähnten „Zehn Gebote für die Kriegsführung des deutschen Soldaten“, außerdem ein Namensregister und umfangreiche Anmerkungen. Der Text wird auch durch Fotos ergänzt. Einige von ihnen, wie das vom Cover, haben es ja zu Recht in jedes Geschichtsbuch geschafft.
Fazit: Bitte lesen, auch wenn es schwerfällt! Diese furchtbaren Verbrechen dürfen nie vergessen werden! Wenn von einigen Seiten gefordert wird, dass „jetzt mal Schluss sein muss“, unterstreicht das nur die Gefahr, die auch von den heutigen Nazis ausgeht.
»Nur wenn wir aus der Vergangenheit eine Lehre ziehen, gibt es eine wirkliche Hoffnung für die Zukunft.«