Dieses Buch enthält folgende Gruselgeschichten: (399) Alfred Bekker: Der Käfer-Gott Pete Hackett: Die Stunde des Werwolfs Jonas Herlin: Die Ostsee-Hexe Es war ein düsterer Abend. Im Westen türmten sich bedrohliche Wolkenberge. Die Sonne war an diesem Tag überhaupt nicht zum Vorschein gekommen. Manchmal hatte es geregnet. Es pfiff ein scharfer Wind. Er peitschte die Gewitterwolken schnell nach Osten. Timothy Douglas, der Zweiundzwanzigjährige, schaute besorgt hinter sich. Das Gewitter würde ihn einholen, bis er Grayback erreichte, das kleine Dorf, in dem er wohnte. Er war in der nahen Stadt gewesen und hatte einige Besorgungen gemacht. Er hatte sich auch mit Carolin getroffen. Tim war verliebt in das Mädchen. Allerdings hatte er bisher noch nicht den Mut gefunden, es ihr zu sagen. Außerdem fürchtete er Carolins Vater. Mit dem alten Wolter war nicht gut Kirschen essen. Ein mürrischer Zeitgenosse, den seine Nachbarn mieden. Der Weg war schlammig. Der Regen hatte den knöcheltiefen Staub in Morast verwandelt. Er spritzte unter den Pferdehufen. Das Tier schnaubte mit geblähten Nüstern. Es war ein schwerer Kaltblüter. Es gab nur zwei Fahrspuren, zwischen denen sich ein etwa meterbreiter Streifen Gras und Unkraut zog. Die Achsen des leichten Fuhrwerks quietschten in den Naben. Der Wagen rumpelte und holperte. Tim wurde durch und durch geschüttelt. Zu beiden Seiten des Wagens dehnte sich Wald. Die Bäume standen so dicht, dass sich ihre Äste und Zweige ineinander verflochten hatten und eine Art Dach bildeten, unter dem es selbst bei Sonnenschein düster war. Zwischen den Bäumen wucherten am Waldrand Unterholz und Büsche. Alles war düster und bedrohlich. Tim beschlich das Gefühl, beobachtet zu werden. Der Ursprung dieses Empfindens entzog sich seinem Verstand. Kaum jemand wagte sich in diese Wälder. Früher sollen hier einmal Werwölfe gehaust haben. Aber die Gesandten der Priesterschaft hatten sie ausgerottet. Das alte, halb verfallene Kloster mitten im Wald war wieder von Mönchen bezogen worden. Das Teufelsgezücht war ausgerottet worden. Immer wieder sagte es sich der junge Mann und versuchte so, seine innere Unruhe zu bekämpfen. Die Hufe des Pferdes stampften. Das Tier peitschte mit dem Schweif. Manchmal prustete es. Tim ließ die Peitsche knallen. Es hörte sich an wie ein Revolverschuss. Das Tier legte sich ins Geschirr. Unruhig irrte der Blick des Burschen über die Front des Waldes. Er war diesen Weg schon einige hundert Male gefahren. Warum war er heute so beunruhigt? Immer wieder schluckte er würgend. Es gelang ihm nicht, die Beklemmung zu überwinden. »Lauf!«, rief er. Der Kaltblüter warf den Kopf in die Höhe und wieherte hell. Erste schwere Regentropfen trafen Tim. Er schaute zum Himmel hinauf. Die schwarzen Wolken waren hinter ihm. Ein Blitz zuckte über den Himmel, Donnergrollen folgte. Die Düsternis nahm zu. Tims Herzschlag beschleunigte sich, er atmete stoßweise. Er war kein ängstlicher Mensch, aber heute war irgendwie alles anders. Er spürte das Unheil tief in der Seele.
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