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In den letzten Jahren war viel von der Krise der Volksparteien die Rede. Den Nutzen hieraus zogen unzweifelhaft die Parteien der besserverdienenden Mitte: die FDP hier, die Grünen dort. Aber wie stabil ist die Hausse der beiden Parteien? Was verbindet ihre Anhänger, was trennt sie - sozial, lebensweltlich und politisch? Freie Demokraten und Grüne werden im Mehrparteiensystem die entscheidenden Scharniere der Koalitionsbildung sein. Aber was bedeutet das für die Zukunft der bundesdeutschen Gesellschaft?

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Produktbeschreibung
In den letzten Jahren war viel von der Krise der Volksparteien die Rede. Den Nutzen hieraus zogen unzweifelhaft die Parteien der besserverdienenden Mitte: die FDP hier, die Grünen dort. Aber wie stabil ist die Hausse der beiden Parteien? Was verbindet ihre Anhänger, was trennt sie - sozial, lebensweltlich und politisch? Freie Demokraten und Grüne werden im Mehrparteiensystem die entscheidenden Scharniere der Koalitionsbildung sein. Aber was bedeutet das für die Zukunft der bundesdeutschen Gesellschaft?


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Autorenporträt
Franz Walter (Prof. Dr. i.R.), geb. 1956, war von 2010-2017 Leiter des Instituts für Demokratieforschung in Göttingen. Seine Forschungsschwerpunkte sind Parteien und politische Kulturforschung. Er publiziert vor allem zur Geschichte und Entwicklung der deutschen Parteien, u.a. regelmäßig auf SPIEGEL ONLINE.

Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.05.2010

Kleine Feine
Gelb und Grün im Visier

Franz Walter publiziert in immer schnellerer Folge über den "Herbst der Volksparteien" CDU und SPD, über die Transformation der Sozialdemokratie und jetzt über FDP und Grüne - die beiden Parteien der Erwerbstätigen: "Fast vier Fünftel ihrer Wähler stehen aktiv im Beruf, während die Hälfte des Elektorats der beiden Volksparteien von Transfers lebt." Walters historischer Rückblick über die Liberalen trägt die Überschrift "Umfallen und aufstehen", während er die Grünen als "Partei der angepassten Unangepassten" charakterisiert. Wenig Sympathie hegt der Parteienforscher für Guido Westerwelle. Mit dem Eintritt der FDP ins Bundeskabinett im Herbst 2009 sei es rasch vorbei gewesen "mit der leichten Politik vollmundiger Reformparolen, die Steuern kräftig reduzieren und dennoch einen ausgeglichenen Haushalt zu schaffen". Dennoch sei Westerwelle Anfang 2010 in seine Lieblingsrolle des Kampagnenführers zurückgekehrt. Als Sprecher der schweigenden Mehrheit habe er sich präsentieren wollen, der es allein wage, "den permanenten Missbrauch der Sozialsysteme durch die Faulen und Dekadenten auf Kosten der Leistungsträger beim Namen zu nennen". Ähnlich habe Vizekanzler Franz von Papen 1933 in einer Philippika gegen den "dekadenten" Weimarer Geist argumentiert: "Westerwelle ist natürlich nicht von Papen. Aber bei einem deutschen Außenminister des Jahres 2010 kommt es in der Tat auf Sensibilität im Duktus und auf tragfähige historische Kenntnisse an."

Die potentiellen Wähler von Grün und Gelb streben - so Walter - nach sichtbarem Abstand zur "Masse", nach "Boutiqueausgaben der Politik anstelle gleichförmiger Großmärkte des Politischen". Erwartet werde die Aura des Besonderen, was "die klein-feinen Parteien avancierter Bürgerlichkeit" in der Wählergunst anfällig mache. Grüne und Gelbe würden den gutbürgerlichen Status teilen, aber zwei verschiedene Lebenswelten unter dem Besserverdienenden begründen. Zwischen ihnen gebe es wenig "normative Berührungspunkte". Grüne und Liberale seien sich "sozial nah", würden jedoch "im Ethos, in den Alltagsphilosophien, in ihren orientierenden Deutungsmustern" voneinander abweichen: "Keine Formation wettert stärker über die vermeintliche Steuerlast in Deutschland als die der Liberalen. Niemand hält demgegenüber die steuerliche Beanspruchung der Bürger für so angemessen wie das grüne Pendant." Fast alle Grün-Wähler hätten gern sämtliche Atommeiler abgeschafft, nahezu drei Viertel der FDP-Wähler setzten dagegen eindringlich auf Atomenergie. In der wohlhabenden Mitte gebe es zwei konträre Lebenswelten, die sich in der Perspektive unterscheiden, "was eine gute Gesellschaft ausmacht". Dies könne sich als "Motor für Produktivität" erweisen, weshalb man nicht darauf drängen müsse, dass Grüne und Freie Demokraten "demnächst den koalitionären Schulterschluss vollziehen", schrieb Walter im Februar 2010 - vor dem Düsseldorfer Wahlergebnis vom 9. Mai, das auch für die "Feinen" eine neue Herausforderung darstellt.

RAINER BLASIUS

Franz Walter: Gelb oder Grün? Kleine Parteiengeschichte der besserverdienenden Mitte in Deutschland. Transcript Verlag, Bielefeld 2010. 145 S., 14,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Kommentarlos stellt Rezensent Rainer Blasius fest,dass die Abstände zwischen Franz Walters Veröffentlichungen zu den Volksparteien immer geringer werden. Nun liegt also Walters Neuerscheinung "Gelb oder Grün?" vor, in welcher er genau dieser Frage nachgeht. Dazu  untersucht er die Wählerschaft der beiden Parteien, die er gleichermaßen auf die Klientel der Besserverdiener zielen sieht. Liberale und Grüne seien sich allerdings nur "sozial nah" zitiert Blasius den Autor, hätten jedoch in den "Alltagsphilosphien" getrennte Auffassungen. Dies werde zum Beispiel besonders offensichtlich, wenn es um Fragen des Atomausstiegs gehe, referiert der Rezensent. Die beiden 'konträren Lebenswelten' können aber auch als Anstoß zu mehr Produktivität dienen, erkenne der Autor. Weniger optimistisch schaue Franz Walter auf Guido Westerwelle, so Blasius, diesem mangele es an "Sensibilität" und "historischen Kenntnissen". Lesen oder nicht? Das kann Rainer Blasius offenbar auch nicht sagen.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Walter bleibt mit 'Gelb oder Grün?' seiner Linie treu und verbindet einmal mehr gekonnt eine essayistische Ausdrucksweise mit wissenschaftlicher Exaktheit. Es ist diese Mischung, [...] die die Studie äußerst lesenswert macht.«

Christoph Weckenbrock, Forum Politikunterricht, 3 (2010) 20101220