Der Ratgeber für verwaiste Eltern besteht aus mehreren Ebenen: Die Autoren sind als Eltern eines Kindes, das tödlich verunglückte, selbst betroffen, sie haben unter Teilnehmern von Trauergruppen eine nicht repräsentative Umfrage zum Thema durchgeführt und Roland Kachler ist als Theologe und
Psychotherapeut beruflich mit verwaisten Eltern befasst. Die Ergebnisse der Umfrage widersprechen zwar der…mehrDer Ratgeber für verwaiste Eltern besteht aus mehreren Ebenen: Die Autoren sind als Eltern eines Kindes, das tödlich verunglückte, selbst betroffen, sie haben unter Teilnehmern von Trauergruppen eine nicht repräsentative Umfrage zum Thema durchgeführt und Roland Kachler ist als Theologe und Psychotherapeut beruflich mit verwaisten Eltern befasst. Die Ergebnisse der Umfrage widersprechen zwar der Befürchtung, dass für Paarbeziehungen verwaister Eltern ein besonders hohes Trennungsrisiko besteht, berücksichtigt werden muss allerdings, dass Teilnehmer von Trauergruppen nicht repräsentativ für alle trauernden Eltern sind. Die 224 Frauen und 60 Männer, die an der Befragung teilnahmen, zeigen allein durch die statistische Verteilung bereits wie unterschiedlich beide Geschlechter ihre Trauer verarbeiten.
Im Verlauf des Buches äußern sich jeweils beide Autoren, wie sie die einzelnen Trauerphasen erlebt haben ("Ich als Mutter ... ", "ich als Vater ..."). Diese beiden Stimmen verdeutlichen die Gleichwertigkeit unterschiedlicher Empfindungen, aber auch wie ein Paar sich ergänzen und wie ein Team Aufgaben unter sich verteilen kann. Eingeschoben in den Text sind konkrete Paarübungen. Die Gefühle verwaister Eltern und die Phasen der Trauer werden sehr treffend beschrieben, besonders die Belastung, auch die Trauer des Partners mittragen zu müssen. Mögliche Missverständnisse und Belastungen der Partnerschaft werden direkt benannt, auch die Beziehung des Paars zur Herkunftsfamilie und zum Freundeskreis ist Thema. Dem Übergang vom trauernden Paar zurück zum Liebespaar gilt sogar ein ganzes Kapitel.
Das Buch richtet sich an Betroffene mit der Bereitschaft an ihrer Paarbeziehung zu arbeiten und dazu evtl. professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aber auch für ehrenamtliche und professionelle Trauerbegleiter finde ich die Äußerungen Betroffener im Rahmen der Umfrage besonders interessant.
Die Autoren gehen davon aus, dass trauernde Väter weniger zum Thema lesen als ihre Partnerinnen. Das im Layout schlichte Buch (zwei Farbtöne, zwei Schrifttypen, zwei Rahmentypen für Texte) erleichtert diesen seltenen Lesern den Zugang zum Buch leider nicht. In der Einleitung wird zwar erklärt, dass der akuten Trauerphase und den später folgenden Phasen bestimmte Kapitel zugeordnet sind, das Layout führt Leser des Buches jedoch nicht durch diese Phasen.