Essay aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Philosophie - Praktische (Ethik, Ästhetik, Kultur, Natur, Recht, ...), Note: 1,5, Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Philosophische Fakultät), Veranstaltung: Theorien der Gerechtigkeit, Sprache: Deutsch, Abstract: John Stuart MILL und John RAWLS: beide gehen sie der Frage nach, wie eine Gesellschaft organisiert werden sollte, um eine gerechte Gemeinschaft zu erzielen. Nach MILL ist "das gemeinschaftliche Leben dem Menschen so vertraut, daß er sich niemals [...] anders denn als das Glied eines Ganzen denkt; ...". Und das auf die utilitaristische Moral aufbauende "unerschütterliche Fundament sind die Gemeinschaftsgefühle der Menschen", so MILL. Und auch RAWLS möchte zeigen, dass "sich die Gerechtigkeit mit dem Ideal einer sozialen Gemeinschaft verbindet". Eine Gesellschaft im Sinne der Gerechtigkeit als Fairness ist für ihn "selbst eine Form der sozialen Gemeinschaft." Mehr noch, macht RAWLS das Gelingen gesellschaftlicher Regelungen davon abhängig, ob eine Gesellschaft es schafft, das Gut der Gemeinschaft zu verwirklichen oder nicht. Wir finden also im "Utilitarismus" von MILL wie auch in der "Theorie der Gerechtigkeit" von RAWLS die "Gemeinschaft" als ein zentrales Moment der Untersuchung wieder. Sind sich RAWLS und MILL in dieser Hinsicht dann etwa einig? Wohl kaum! So lassen sich bis auf den gleich verwendeten Begriff der "Gemeinschaft" keine Gemeinsamkeiten im Begriff der beiden Autoren finden. Vielmehr lassen sich insbesondere anhand des Gemeinschaftsbegriffes von MILL und RAWLS zwei grundverschiedene Ansätze herausarbeiten, die letzten Endes in zwei konträre Auffassungen von einem sozialen Miteinander münden. Aus diesem Grund scheint eine nähere Auseinandersetzung mit dem in beiden Theorie-Entwürfen verwendetem Begriff der "Gemeinschaft" aufschlussreich. Dieser Essay wird zunächst darzulegen, was bei unseren beiden Autoren unter dem Begriff der Gemeinschaft gefasst wird, um anschließend exemplarisch anhand der Erziehung als elementarer Bestandteil einer Gemeinschaft die Ausgangsthese zu stützen, dass sich hinter diesem Verständnis zwei grundsätzlich verschiedene "Gemeinschaftsideale" verbergen.