Studienarbeit aus dem Jahr 2019 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,0, Universität zu Köln (Institut für deutsche Sprache und Literatur 1), Sprache: Deutsch, Abstract: ‚Weiblich sein‘ oder ‚männlich sein‘ – das Geschlecht nimmt bis heute eine zentrale Rolle in unserem gesellschaftlichen, sozialen und beruflichen Leben ein. Frauen und Mädchen befinden sich dabei noch immer in einer schlechteren Position als Männer und Jungen. Die feministische Sprachwissenschaft befasst sich unter anderem mit der Frage, inwiefern sich soziale und psychologische Begebenheiten in der Sprache und dem Sprachgebrauch widerspiegeln. Ziel dieser Arbeit ist es, den Einfluss von geschlechtsspezifischen Informationen auf die online-Satzverarbeitung zu untersuchen und mit dem Konzept linguistischer Prominenz zu verbinden. Anhand dessen soll diskutiert werden, inwiefern die Ergebnisse für eine Bewertung der generischen Verwendung maskuliner Formen im aktuellen Sprachgebrauch fruchtbar sein können. Die Anfänge der feministischen Sprachwissenschaft liegen in den 1970er Jahren und sie umfasst verschiedene Forschungsschwerpunkte des Bereichs ‚Sprache und Geschlecht‘ (Samel 2000: 10). Die Untersuchung der Verwendung des generischen Maskulinums gliedert sich hierbei an den inhaltlichen Schwerpunkt der feministischen Kritik an Sprachsystem und Sprachgebrauch an. Empirische Forschung trägt dazu bei, Aufschluss über die semantische Besetzung generisch maskuliner Formen zu erlangen. Auf Grundlage empirisch ermittelter Ergebnisse und der anschließenden Einordnung dieser in die linguistische Theorie können Rückschlüsse darauf gezogen werden, wie eine angemessene feministische Sprachkritik aussehen muss. Einen Beitrag zur feministischen Sprachwissenschaft leisten aktuelle Ergebnisse im Bereich der empirischen Untersuchung der online-Satzverarbeitung. Der bereits vielfach nachgewiesene gender-mismatch-Effekt zeigt, dass sich stereotypische mentale Repräsentationen hinsichtlich der geschlechtlichen Besetzung bestimmter Nomina im Sprachgebrauch und im Sprachverstehen widerspiegeln. Ein aktueller Ansatz untersucht, inwiefern Gender als Merkmal für linguistische Prominenz angenommen werden kann. Dafür sprechen aktuelle Ergebnisse, die darauf hinweisen, dass geschlechtsspezifische Informationen im Sprachgebrauch einen Einfluss auf die Zuweisung von thematischen Rollen ausüben. Die Annahme von Gender als Merkmal für Prominenz könnte aufzeigen, dass sich geschlechtsspezifische Vorurteile im Sprachgebrauch verbergen.