Als ich mir "Generation Doof" im Buchladen ansah und den Klappentext gelesen hatte, wirkte es auf den ersten Blick wie ein Buch, dass treffend und kritisch einige Probleme unserer Generation anspricht und trotzdem unterhaltsam gestaltet ist... die Lektüre von "Generation Doof" hat mich allerdings
weniger unterhalten oder informiert als geärgert.
Es scheint, als zählten sich die Autoren dieses…mehrAls ich mir "Generation Doof" im Buchladen ansah und den Klappentext gelesen hatte, wirkte es auf den ersten Blick wie ein Buch, dass treffend und kritisch einige Probleme unserer Generation anspricht und trotzdem unterhaltsam gestaltet ist... die Lektüre von "Generation Doof" hat mich allerdings weniger unterhalten oder informiert als geärgert.
Es scheint, als zählten sich die Autoren dieses Buches mit Recht selbst zur Kategorie "Doof", in deren Bereich meiner Ansicht nach der Inhalt dieser 335 Seiten vergewaltigten Papieres anzusiedeln ist.
Anstelle von genauer Recherche und kritischer Hinterfragung stößt man auf plumpe Vorurteile, völlig abwegige Schlussfolgerungen und eine erschreckend große Reihe an ungerechtfertigten Verallgemeinerungen.
Man hört aus den Texten weniger die Stimme einer Generation, welche sich selbst hinterfragt, die Autoren wirken vielmehr als Wiederkäuer solcher Vorwürfe, die wohl ein jeder dieser sogenannten Generation in jüngeren Jahren etwa beim Verawndtschaftsbesuch von Oma und Opa über sich ergehen lassen musste. Umso trauriger ist es, dass es sich bei den Autoren nicht um verbitterte Mittsechziger handelt, sondern um Menschen, deren Geburtsjahr garnicht so weit vom eigenen entfernt liegt.
Liegt der Sinn von Bildung denn darin, für jede Art von Veranstaltung ohne Rücksicht auf Individualität das passende Kostüm im Schrank zu haben und beim Besuch der Großtante mit Blazer und lackierten Schühchen anzustöckeln? Wohl weniger.
Misst sich der IQ eines Menschen an seinem Repertoire im Bereich Knigge? Schwer vorstellbar.
Wer sich nicht konform kleidet und Benimmregeln zum Festen Bestandteil seiner Persönlichkeit erhebt, zählt jedoch laut des Urteils der beiden Autoren zu den "Doofen". Hier fragt man sich, inwieweit diese grandiose Schlussfolgerung leise Zweifel am Verstand der Autoren Doof aufkommen lassen könnte.
Auch wenn es vielleicht für einige wenige Situationen im Leben unvermeidbar ist, so führt Anpassung und Mitläufertum im Allgemeinen wohl weniger zu solidem Wissen und kritischer Hinterfragung sogenannter Tatsachen als vielmehr zu stupidem Auswendiglernen und blindem Nachplappern. Für Stefan Bonner und Anne Weiss scheint jedoch zu gelten, dass man Intelligenz am perfekten Krawattenknoten und Bildung am einwandfreien Sitz der Hochsteckfrisur ablesen kann.
Ebenso lässt die genauere Definition von Wissen und Bildung, die das Buch liefert, zu wünschen übrig. Auch hier zeigen sich die Autoren Doof ganz nach dem Motto gerade jener verstaubter Zeitgenossen vom Typus des siebzigjährigen Lehrerzimmerfossils, welche eigenständiges Denken der jüngeren Generation zu unterbinden suchen und nichts als stupides Einlesen und Wiederausspucken von Daten fordern. Doch gerade darin scheint ja das Problem zu liegen, wie genauere Nachforschungen zum Thema PISA & Co deutlich vor Augen führen.
Geflissentlich zu übersehen scheinen unsere doofen Autoren zu guter Letzt, dass gerade jene ach so bildungsrelevanten, großen Persönlichkeiten, welche von ihnen in den Himmel gehoben scheinen, selbst zu Lebzeiten zu genau den manierlosen Querköpfen gehörten, die die beiden in Ihrem Buch als "die Doofen" aburteilen und denen man doch unter die Arme greifen sollte, um sie der sogenannten Bildungsgesellschaft anzupassen.
Hier wirft sich nun die Frage auf, ob diese beiden selbsternannten Bildungsfanatiker neben Mozarts berühmter Zauberflöte auch seinem sechsstimmigen Kanon mit dem Titel "Leck mich im Arsch" begegnet sind.