In dieser Ausgabe gehen wir so weit wie noch nie zuvor in der Geschichte zurück - fast schon auf ihren Anfang. Zurück zu jenem Moment, als der Mensch von einem allein der Natur unterworfenen Lebewesen zum kulturellen Schöpfer wurde, der sich nach und nach über seine Umwelt erhob. Die weitaus längste Zeit seiner Existenz hatten die -Vertreter der Gattung Homo keine Geschichte. Seit dem Beginn der Steinzeit vor gut 2,5 Millionen Jahren zogen mehr als 100 000 Generationen von Menschen unterschiedlicher Entwicklungsstadien in kleinen Horden durch Afrika und Eurasien, manche davon Vegetarier, die sich von Gras und Blättern ernährten, andere Aasfresser oder Wildbeuter, die mit archaischen Waffen Tiere jagten - und häufig selbst zur Beute stärkerer Räuber wurden. Zwar konnten diese frühen Menschen primitive Werk zeuge aus Stein herstellen, Feuer machen, und sie bedeckten ihre felllosen Körper mit Tierhäuten. Doch eine wirkliche Sprache hatten sie nicht, sie verständigten sich durch Grunzen und Grimassen. Außer ein paar Faustkeilen und einigen Knochen hinterließen diese ahistorischen Lebe wesen keine Spuren. Doch dann geschah etwas Unglaubliches: Eine der Menschenarten, der Homosapiens lernte abstrakt zu denken. Was diese beispiellose Ausweitung der geistigen Fähigkeiten auslöste, ist unbekannt; vielleicht eine zufällige -Genmutation. Die Folgen aber waren gewaltig. Denn der Homosapiens begann nun, eine ausgefeilte Sprache zu entwickeln. Damit war der "weise Mensch" in der Lage, nicht mehr nur simple Wahrnehmungen mitzuteilen, sondern komplexe Strategien etwa für die Jagd zu kommunizieren - und schuf damit wiederum die Voraussetzung für die Bildung größerer, bald nach Dutzenden und vielleicht sogar Hunderten zählender Gemeinschaften. Gruppen, die nach und nach die kleinen Horden der anderen Menschenarten verdrängen sollten. Der sprechende Homosapiens machte sich auf, von Afrika aus andere Lebensräume zu erobern: Arabien, -Ostasien, Europa; er querte das Meer und erreichte Australien, zog zuletzt nach Amerika. Amerika. Er ersann immer wirksamere Waffen: Die Harpune, die Speerschleuder, mit der sich ein Spieß auf mehr als 100 km/h beschleunigen ließ, Pfeil und Bogen. Brachte das Boot hervor, die Hochseefischerei und die Talglampe. In Europa schließlich erfand der Mensch vor gut 40 000 Jahren die Kultur. Er entwickelte eine Vorstellung des Jenseits, er begann seine Toten aufwendig zu bestatten und ihnen kostbare Gegenstände ins Grab zu legen. Er schnitzte aus Elfenbein komplexe Musikinstrumente. Diese kulturelle Revolution machte den Menschen zum Künstler, zum Denker, zum sich selbst bewussten Chronisten seiner Zeit. Kurz: zu einem Wesen der Geschichte. Und sie war nur der Auftakt für weitere tief greifende Veränderungen, die das Fundament der modernen Welt schufen, vor allem die Sesshaftwerdung und die Erfindung der Landwirtschaft. Aber auch für Innovationen wie die Keramik, das Rad, die Religion und die Schrift. Von jenen Umwälzungen in der Steinzeit, vom Aufstieg des Menschen zum Gestalter seiner eigenen Welt, erzählen wir in diesem Heft - also vom ersten Kapitel in der Geschichte der menschlichen Zivilisation
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