Liebe Leserin, lieber Leser, die Erkenntnisse über den Zusammenhang von Gehirn und Muskeln, von Denken und Sport, die uns GEO-Redakteur Jörn Auf dem Kampe ab Seite 80 präsentiert, sind vor allem eines: eine Hommage an das Wunder des menschlichen Körpers. Ein in vielerlei Hinsicht noch unverstandenes Wunder. Da läuft eine knapp 60-Jährige nahezu nonstop 482 Kilometer weit durch den eisigen Norden Kanadas, bei Temperaturen bis zu minus 40 Grad. Und schafft dies womöglich nur deshalb, weil im Kampf gegen ihre Epilepsie Teile ihres Gehirns entfernt wurden. Da klettert ein anderer in 915 Meter hohe Steilwände, ohne Seil und Sicherung - und dies vermutlich nur, weil sein Hirn anders funktioniert als das von weniger Wagemutigen (oder weniger Lebensmüden?). Mich würde nichts zu einem Marathonlauf bewegen, geschweige denn in Eis und Schnee, und schon im vierten Stock trete ich beim Blick in die Tiefe vom Balkongeländer zurück - aber man muss solche extremen Leistungen gar nicht selbst vollbringen, um sie zu bestaunen. Und sich zu fragen, wie unsere Köpfe ticken, damit unsere Körper über ihre Grenzen hinausgehen. "Du denkst, du bist am Ende. Aber es geht immer noch etwas", so fasst Auf dem Kampe seine Recherche zusammen. Und zwar unabhängig vom Ausgangsniveau: Was für die eine der Marathon ist, ist für einen anderen der erste Spaziergang nach einer Krankheit oder der Einstieg in ein Fitnessprogramm. Extreme sind immer relativ. Und immer eine Einladung, Neues zu erproben. IN EXTREME ANDERER ART begibt sich regelmäßig unser Südamerika-Reporter Jan Christoph Wiechmann: Seit Jahren begleitet er sowohl die sozialistische Zerrüttung Venezuelas als auch den mühsamen Selbstheilungsprozess im Nachbarland Kolumbien. Im vergangenen Jahr haben Wiechmann und der Fotograf Federico Rios eine bewegende Geschichte zurückgebracht über Rebellen der FARC, die statt Revolution nun Alltag vor sich haben (GEO Nr. 06/2018). Die Reportage wurde jetzt mit dem renommierten Hansel-Mieth-Preis ausgezeichnet. Auch zwei weitere GEO-Reportagen wurden dort prämiert: ein ebenfalls von Jan Christoph Wiechmann geschriebenes und von Juanita Escobar fotografiertes Stück über die Rodeo-Tradition in der kolumbianischen Feuchtsavanne (GEO Nr. 01/2019) und eine Geschichte über Wandergesellen von Lisa McMinn und dem Fotografen Tomás Munita (GEO Nr. 04/2018). Wir gratulieren den Kolleginnen und Kollegen und freuen uns - die Nachricht vom vermeintlichen Tod der Reportage als journalistischer Form war deutlich verfrüht. Herzlich Ihr Christoph Kucklick, Chefredakteur
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