Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,5, Université de Fribourg - Universität Freiburg (Schweiz) (Seminar für Neue Deutsche Literatur), Sprache: Deutsch, Abstract: «Dantons Tod», Georg Büchners Drama vom Aufstieg und Fall der französischen Revolutionäre, ist - was soll man auch anderes erwarten - ein Männerstück. Wenn man das Personenverzeichnis überfliegt, so sind von 27 benannten Personen gerade einmal fünf weiblichen Geschlechts und diese sind gemäss Shakespeares Tradition der ständischen Gliederung auch noch ganz am Ende der Liste aufgeführt1. Auch scheint die Statistik in Anbetracht des szenischen Auftretens ein eindeutiges Argument: Nur in zwölf der 32 Szenen treten Frauenfiguren auf und dann oftmals auch nur am Rande. Die Disposition von Büchners Stück lässt also den Schluss erahnen, dass die Frauen in «Dantons Tod» nicht viel zu sagen hätten. Das stimmt. Zumindest dort, wo das Drama von politischen Wirren handelt, von Machtkämpfen in der Gesellschaft und zwischen den Parteien. Doch wie gesagt, eben nur dort. Auch wenn zur männerdominierten Thematik der Revolution die Frauenfiguren Marion, Julie und Lucile nur marginalen Beitrag leisten, so wird mit diesen drei Figuren ein anderer inhaltlicher Bogen gespannt, der - fernab des historischen Gewichts der Ereignisse - bei näherer Betrachtung nicht minder von Bedeutung ist. Die Rede ist vom Verhältnis des Menschen zu sich selbst und zu seiner Natur. Dieses zeigt sich in beeindruckender Weise in den weiblichen Dramenfiguren und findet dort seinen Prüfstein in der Liebe, sei es durch die seelische und sinnliche Liebe, oder durch die symbiotische Verschmelzung von Leben und Lieben. Kontrastierend dazu steht schliesslich das Verhältnis des Menschen zur Gesellschaft, beziehungsweise zu gesellschaftlichen Konventionen, welches Büchner durch den Handlungsbereich - oder besser, durch die fehlenden Handlungsmöglichkeiten der führenden Revolutionäre darstellt. Dabei stellen sich die Sinnfragen nach der Lebensweise und der Selbstzufriedenheit nicht nur bei Danton im Stück, sondern sie erhalten auch in meinem Aufsatz eine zentrale Bedeutung. Die thematischen Schwerpunkte der vorliegenden Seminararbeit stehen zueinander in Bezug: Die Analyse der drei wichtigen Frauenfiguren Julie, Marion und Lucile macht Kontraste zu den Revolutionären offenbar. Eine Gegenüberstellung von männlichen und weiblichen Dramenfiguren aus «Dantons Tod» klärt dieses Verhältnis. Es zeigt sich, dass die Topoi Tod, Freiheit und Treue geschlechtsspezifisch verschieden aufgefasst werden und mitunter massgebend die Lebensweise der Protagonisten beeinflussen. [...] 1 Vgl. Behrmann (1980), S. 65.
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