Worum geht es?
Georgine, erzogen worden als Junge, erzählt von ihrer Identitätsfindung, den Menschen um sich herum und ihrer langjährigen Arbeit beim WDR.
Worum geht es wirklich?
Freude, Selbstfindung und dass es nie zu spät ist.
Lesenswert?
Ja, ein wirklich interessantes Buch. Bisher
wusste ich wenig über Frau Kellermann, kannte sie nur vom Namen und ihre Geschichte nur ganz grob. Das…mehrWorum geht es?
Georgine, erzogen worden als Junge, erzählt von ihrer Identitätsfindung, den Menschen um sich herum und ihrer langjährigen Arbeit beim WDR.
Worum geht es wirklich?
Freude, Selbstfindung und dass es nie zu spät ist.
Lesenswert?
Ja, ein wirklich interessantes Buch. Bisher wusste ich wenig über Frau Kellermann, kannte sie nur vom Namen und ihre Geschichte nur ganz grob. Das späte Outing, die Offenbarung, erregte dabei vermutlich recht viel Aufmerksamkeit, vor allem im Zusammenspiel mit dem Job als Studioleitung beim WDR.
Sehr offen und gefühlvoll berichtet die Autorin davon, dass sie selbst sich schon viel länger ihrer Identität bewusst ist und auch nicht wenige Menschen eingeweiht waren. Trotzdem spielt die lange Jahre Georg, den Reporter, weil sie ihren Beruf nicht gefährden möchte und in dieser Rolle auch eine tolle Karriere hinlegte.
Zum einen ist es berührend zu sehen, wie lange Georgine sich schon gefunden hat, mit welchen Punkten sie hadert und zeitgleich natürlich auch traurig, dass sie nicht früher der Welt verkünden konnte, wer sie ist. Hierbei zeigt sie sich recht verletzlich und offenbart sehr viel von sich, was sie unglaublich sympathisch in ihrer ganzen Art macht.
Gerade älteren Menschen unterstellen wir ja vielleicht, dass sie nicht plötzlich eine andere Identität / Sexualität / … (das betrifft ja viele Bereiche) haben können oder ihre Entscheidung im Alter lächerlich sei. Dabei übersehen wir als Gesellschaft wohl leider oft, dass wir diese Menschen Jahrzehnte zu Lügen nötigen, weil wir sie nicht akzeptieren würden.
Man erfährt viel über die Reportagen und den beruflichen Werdegang, was ich aus geschichtlichen Gründen super interessant fand. Gerade Ereignisse in den letzten zwanzig Jahren werden einem beim Lesen nochmal sehr präsent.
Der Schreibstil ist angenehm und gut lesbar. Man merkt, dass der Aufbau der Geschichte gut durchdacht ist.
An ein paar Sollen hätte ich mir vielleicht ein kritischeres Bild gewünscht oder die Erkenntnis, dass andere Personen durchaus an Hürden stoßen, die Georgine so nicht kennt. (Beispielsweise schildert sie sehr wohlwollen und positiv die Kommunikation mit der Polizei, was vermutlich vielen trans Menschen nicht so geht und für Menschen of Colour erst recht nicht gilt.)
Wohlwollend und berührend sind all die positiven Szenen, die Georgine im Laufe ihres Lebens erlebt, die sympathischen Mitmenschen und wie sehr man ihre Freude spürt, dass sie nun endlich der Welt verkünden konnte, wer sie wirklich ist.
Das Buch ist vermutlich nicht die richtige Wahl, wenn man viel über Transidentität erfahren möchte, aber eine super Lektüre, wenn man sich mit dem Leben von älteren queeren Menschen befassen möchte.