Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für Deutsche Philologie, Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literatur), Veranstaltung: Deutsche Komödien von Lessing bis Hofmannsthal, Sprache: Deutsch, Abstract: Der am 21.09.1893 im Berliner Deutschen Theater uraufgeführten Diebskomödie ¿Der Biberpelz` lässt der Dichter und Dramatiker Gerhart Hauptmann 8 Jahre darauf die im selben Milieu angesiedelte Tragikomödie ¿Der Rote Hahn` folgen, worin er an die Handlung des ¿Biberpelz` anknüpft und einige der bereits bekannten Figuren - darunter die ¿ehemalige` Mutter Wolffen bzw. Frau Fielitz mit ihrer Tochter Leontine, den Amtsvorsteher von Wehrhahn oder den Amtsschreiber Glasenapp - wieder auftauchen lässt. Die Hauptlinien der Kritik an Hauptmann gingen in zwei Richtungen; sowohl die bürgerlich-konservative als auch die marxistische Kritik forderten ein moralisches Urteil über die Protagonistin. Wo die einen das Recht einer überzeitlichen, formaljuristisch ausgerichteten Ethik gewahrt sehen wollten, forderten die anderen ein an der ¿Ethik des Klassenkampfes` orientiertes gesellschaftliches Bewusstsein. Wo die einen eine Herabwertung des ¿Roten Hahn` als Fortsetzung oder Wiedergutmachung vornahmen, sahen jedoch wiederum andere das Werk als den zweiten Teil einer Doppelkomödie, der unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen die tragikomischen Konsequenzen aus den Voraussetzungen des ersten Teils zieht. Die ¿Biberpelz`-Bearbeitung durch Brecht und seine Mitarbeiter beginnt im Sommer 1951; die Erben Gerhart Hauptmanns stimmen der geplanten Aufführung beider Stücke, "verkürzt und ineinandergearbeitet, an einem Abend" zunächst zu. Die Inszenierung feierte am 24. März 1951 Premiere im Deutschen Theater. Die Einführung der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung ist das Leitmotiv, das der ganzen Neubearbeitung zugrunde liegt. Brecht sieht die Dramen Gerhart Hauptmanns aus der Distanz von sechzig Jahren; damit steht der Autor bereits unter der Last seiner Erfahrungen mit dem faschistischen Deutschland und der Katastrophe zweier Weltkriege. Indem Brecht den geschichtlichen Hintergrund von ¿Der Biberpelz` und ¿Der Rote Hahn` deutlich hervortreten lässt, gelingt es ihm, die Zustände, die bei Hauptmann teils der Lächerlichkeit preisgegeben werden, teils tragisch wirken, einer "hinterfragenden" Rezeption zuzuführen. Seine Darstellung soll den Menschen nicht als Opfer der gesellschaftlichen Verhältnisse erscheinen lassen; Brecht als Anhänger des wissenschaftlichen Sozialismus propagiert vielmehr die Veränderbarkeit der sozialen Verhältnisse durch die Arbeiterklasse.
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