The wide-ranging fascination with India in Wilhelmine Germany emerged during a time of extraordinary cultural and political tensions. This study shows how religious (denominational and spiritual) dilemmas, political agendas, and shifting social consensus became inextricably entangled in the wider German encounter with India during the Kaiserreich.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.09.2013Buddhistische Berliner
Deutschland erlebte im neunzehnten Jahrhundert zwei Episoden der Orientbegeisterung. Unter der Ägide Johann Gottfried Herders wurde der Orient für die Romantiker zur Wiege der westlichen Kultur, die sich an ihm erneuern sollte. Weitgehend vergessen ist aber die zweite orientalische Renaissance am Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Perry Myers beschreibt, wie Deutungen indischer und buddhistischer Traditionen damals helfen sollten, einer "Entzauberung" der säkularisierten westlichen Welt gegenzusteuern, und dabei auch mit nationalistischen und kolonialen Bestrebungen zusammenhingen. Indien und der schrittweise besser bekannte Buddhismus wurden in Anspruch genommen, Deutschland eine feste spirituelle Grundlage zu geben. Indem Myers seine Aufmerksamkeit insbesondere Autoren der zweiten Reihe - etwa dem Berliner Arzt und Buddhisten Paul Dahlke - und esoterischen Lehren wie der Theosophie widmet, zeigt er, wie breit die Wirkung des orientalistischen Diskurses im wilhelminischen Deutschland war. Dahlke beschäftigte sich mit der Vereinbarkeit von Buddhismus und moderner Wissenschaft, während Wilhelm Hübbe-Schleidens Wirken zeigt, dass die Theosophie nicht gegen kolonialistisches Denken gefeit war - die spirituelle Nähe zu Indien sollte Deutschland zum besseren Kolonialherren machen als die "materialistischen" Briten. Der Orient galt wieder als Allheilmittel, an dem Nation, Religion und Wissenschaft genesen sollten. (Perry Myers: "German Visions of India 1871 - 1918". Commandeering the Holy Ganges during the Kaiserreich. Palgrave Macmillan, New York 2013. 274 S., geb., 69,99 [Euro].)
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Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Deutschland erlebte im neunzehnten Jahrhundert zwei Episoden der Orientbegeisterung. Unter der Ägide Johann Gottfried Herders wurde der Orient für die Romantiker zur Wiege der westlichen Kultur, die sich an ihm erneuern sollte. Weitgehend vergessen ist aber die zweite orientalische Renaissance am Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Perry Myers beschreibt, wie Deutungen indischer und buddhistischer Traditionen damals helfen sollten, einer "Entzauberung" der säkularisierten westlichen Welt gegenzusteuern, und dabei auch mit nationalistischen und kolonialen Bestrebungen zusammenhingen. Indien und der schrittweise besser bekannte Buddhismus wurden in Anspruch genommen, Deutschland eine feste spirituelle Grundlage zu geben. Indem Myers seine Aufmerksamkeit insbesondere Autoren der zweiten Reihe - etwa dem Berliner Arzt und Buddhisten Paul Dahlke - und esoterischen Lehren wie der Theosophie widmet, zeigt er, wie breit die Wirkung des orientalistischen Diskurses im wilhelminischen Deutschland war. Dahlke beschäftigte sich mit der Vereinbarkeit von Buddhismus und moderner Wissenschaft, während Wilhelm Hübbe-Schleidens Wirken zeigt, dass die Theosophie nicht gegen kolonialistisches Denken gefeit war - die spirituelle Nähe zu Indien sollte Deutschland zum besseren Kolonialherren machen als die "materialistischen" Briten. Der Orient galt wieder als Allheilmittel, an dem Nation, Religion und Wissenschaft genesen sollten. (Perry Myers: "German Visions of India 1871 - 1918". Commandeering the Holy Ganges during the Kaiserreich. Palgrave Macmillan, New York 2013. 274 S., geb., 69,99 [Euro].)
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"Myers's work adds to a large body of studies that explore the Western construction of India, with no shortage among them examining 'Germany's India.' ... This book is highly recommended for advanced students and working scholars with a deep interest in German Indology and Germanic cross-cultural studies." (Herman Tull, Religious Studies Review, Vol. 41 (3), September, 2015)
'Indian studies have hitherto tended to pigeonhole Germany's Second Reich as a precursor to the Third Reich and its xenophobic agenda. Perry Myers' exhaustively researched and compelling study offers, however, a much more differentiated account of this culturally and politically unstable time period in Germany's history by analyzing how a constructed India provided stable models of belief and spirituality, and consequently a renewed sense of history and progress at a time of intense, debilitating colonial competition.' - Kamakshi P. Murti, Professor Emerita of German, Middlebury College, USA 'Perry Myers's book is a fascinating survey of Germany's love affair with India from 1871 to World War I. It explores the many ways that Germany's India experts tried to use the Orient to rejuvenate their own nation and represents an important addition to our growing knowledge of German Orientalism.' - Corinna Treitel, Associate Professor of History, Washington University in St. Louis, USA