Wer heißt denn schon Gertrude?! Gertrude ist neu in Inas Klasse und sie ist anders als alle Mädchen, die Ina kennt: Sie trägt Westklamotten, ihr Lächeln haut einen um und niemand hat so klare blaue Augen. Aber Gertrude ist auch deshalb anders, weil ihr Vater Dichter ist und die Familie einen Ausreiseantrag gestellt hat. Damit sind sie in den späten 70er-Jahren in der DDR Staatsfeinde. Nicht nur die Schule ist gegen ihre Freundschaft, auch Inas Mutter macht sich große Sorgen. Alles gerät aus den Fugen. Was soll man machen, wenn man die Freundin fürs Leben gefunden hat, aber alles so kompliziert ist? Ina und Gertrude schmieden einen Plan: Kommando Rose, um ihre Freundschaft gegen alle Widerstände leben zu können. Eine Geschichte über eine große Freundschaft – einfühlsam, direkt und mitreißend erzählt.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.09.2019TASCHENBÜCHER
Geschrieben in knapper, lyrischer Sprache (von Uwe-Michael Gutzschhahn brillant übersetzt), lässt der australische Autor drei sehr unterschiedliche Menschen abwechselnd zu Wort kommen. Sie erzählen von ihrer Freundschaft, die für jeden von ihnen die Rettung aus ausweglos erscheinenden Lebenssituationen wird. Die Klarheit der Sprache schließt jede Sentimentalität aus, und die drei Helden bleiben im Gedächtnis des Lesers.
Ich bin nicht stolz.
Ich bin sechzehn.
Und werde bald obdachlos sein.
Der sechzehnjährige Billy ist seinem gewalttätigen Vater und der ungeliebten Schule entkommen und findet Unterschlupf in einem abgestellten Waggon auf einem Güterbahnhof. Nebenan haust ein alter Mann, Old Bill, der sich nach dem Unfalltod seiner Tochter und dem darauffolgenden Tod seiner Frau aufgegeben hat. Caitlin, die ihrem kalten, reichen Elternhaus zu entkommen sucht und in einem Fast-Food-Restaurant putzt.
Zwischen ihr und Billy entwickelt sich eine Liebesgeschichte, in die auch Old Bill eingebunden ist und die ihn ins Leben zurückholt. (ab 13 Jahre)
Steven Herrick: Wir beide wussten, es war was passiert. Aus dem Englischen von Uwe-Michael Gutzschhahn. Gulliver, Weinheim 2019. 206 Seiten, 7,95 Euro.
Die Geschichte spielt in den späten 70er-Jahren in der ehemaligen DDR. In Inas Klasse kommt eine neue Schülerin.
Alles an ihr ist anders, angefangen bei ihrem altmodischen Namen Gertrude, ihren „Westklamotten“ bis hin zu ihren Eltern, die gewagt hatten, einen Ausreiseantrag zu stellen, was sie zu Staatsfeinden macht. Aber Ina freundet sich mit Gertrude an, und als Gertrude sie zum ersten Mal mit nach Hause nimmt, ist Ina überwältigt von dem schönen Haus am Domplatz und den vielen besonderen Dingen und Büchern dort. Gertrudes Vater, ein Dichter, darf nichts mehr veröffentlichen, und ihre Eltern und ihre vier Geschwister werden von der Stasi überwacht. Trotzdem halten sie den Kontakt zu ihrer Kirche, – was sie damals zusätzlich verdächtig macht und ihnen das Leben noch mehr erschwert.
Inas Mutter verbietet ihrer Tochter den Umgang mit Gertrude, und auch deren Eltern wollen Ina schützen und sehen die Freundschaft mit Sorge. Sehr gut beschreibt die Autorin die Atmosphäre von Angst und Bespitzelung und die bösartige Feindseligkeit der linientreuen Lehrerin, die die Freundinnen auseinandersetzt. Doch die lassen sich nicht einschüchtern und schmieden einen Plan, wie sie ihre Freundschaft retten können. Vor allem Gertrude ist sehr mutig und hält auch weiterhin Kontakt zu dem rebellischen, siebzehnjährigen Andi, den sie aus der Kirchengemeinde kennt, und der von der Stasi überwacht wird. Als Andi festgenommen wird, halten alle zusammen, auch Inas Mutter schließt sich ihnen an.
In einem Nachwort erzählt die Autorin, wie dieses Debüt entstanden ist. Ein Glossar erklärt Begriffe wie „Kollektiv“, „Sozialismus“, oder „Pioniere“ und Ausreiseantrag. ( ab 10 Jahre)
HILDE ELISABETH MENZEL
Judith Burger: Gertrude grenzenlos. Mit Illustrationen von Ulrike Möltgen. Oetinger Taschenbuch (0586), Hamburg 2019. 236 Seiten, 8 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Geschrieben in knapper, lyrischer Sprache (von Uwe-Michael Gutzschhahn brillant übersetzt), lässt der australische Autor drei sehr unterschiedliche Menschen abwechselnd zu Wort kommen. Sie erzählen von ihrer Freundschaft, die für jeden von ihnen die Rettung aus ausweglos erscheinenden Lebenssituationen wird. Die Klarheit der Sprache schließt jede Sentimentalität aus, und die drei Helden bleiben im Gedächtnis des Lesers.
Ich bin nicht stolz.
Ich bin sechzehn.
Und werde bald obdachlos sein.
Der sechzehnjährige Billy ist seinem gewalttätigen Vater und der ungeliebten Schule entkommen und findet Unterschlupf in einem abgestellten Waggon auf einem Güterbahnhof. Nebenan haust ein alter Mann, Old Bill, der sich nach dem Unfalltod seiner Tochter und dem darauffolgenden Tod seiner Frau aufgegeben hat. Caitlin, die ihrem kalten, reichen Elternhaus zu entkommen sucht und in einem Fast-Food-Restaurant putzt.
Zwischen ihr und Billy entwickelt sich eine Liebesgeschichte, in die auch Old Bill eingebunden ist und die ihn ins Leben zurückholt. (ab 13 Jahre)
Steven Herrick: Wir beide wussten, es war was passiert. Aus dem Englischen von Uwe-Michael Gutzschhahn. Gulliver, Weinheim 2019. 206 Seiten, 7,95 Euro.
Die Geschichte spielt in den späten 70er-Jahren in der ehemaligen DDR. In Inas Klasse kommt eine neue Schülerin.
Alles an ihr ist anders, angefangen bei ihrem altmodischen Namen Gertrude, ihren „Westklamotten“ bis hin zu ihren Eltern, die gewagt hatten, einen Ausreiseantrag zu stellen, was sie zu Staatsfeinden macht. Aber Ina freundet sich mit Gertrude an, und als Gertrude sie zum ersten Mal mit nach Hause nimmt, ist Ina überwältigt von dem schönen Haus am Domplatz und den vielen besonderen Dingen und Büchern dort. Gertrudes Vater, ein Dichter, darf nichts mehr veröffentlichen, und ihre Eltern und ihre vier Geschwister werden von der Stasi überwacht. Trotzdem halten sie den Kontakt zu ihrer Kirche, – was sie damals zusätzlich verdächtig macht und ihnen das Leben noch mehr erschwert.
Inas Mutter verbietet ihrer Tochter den Umgang mit Gertrude, und auch deren Eltern wollen Ina schützen und sehen die Freundschaft mit Sorge. Sehr gut beschreibt die Autorin die Atmosphäre von Angst und Bespitzelung und die bösartige Feindseligkeit der linientreuen Lehrerin, die die Freundinnen auseinandersetzt. Doch die lassen sich nicht einschüchtern und schmieden einen Plan, wie sie ihre Freundschaft retten können. Vor allem Gertrude ist sehr mutig und hält auch weiterhin Kontakt zu dem rebellischen, siebzehnjährigen Andi, den sie aus der Kirchengemeinde kennt, und der von der Stasi überwacht wird. Als Andi festgenommen wird, halten alle zusammen, auch Inas Mutter schließt sich ihnen an.
In einem Nachwort erzählt die Autorin, wie dieses Debüt entstanden ist. Ein Glossar erklärt Begriffe wie „Kollektiv“, „Sozialismus“, oder „Pioniere“ und Ausreiseantrag. ( ab 10 Jahre)
HILDE ELISABETH MENZEL
Judith Burger: Gertrude grenzenlos. Mit Illustrationen von Ulrike Möltgen. Oetinger Taschenbuch (0586), Hamburg 2019. 236 Seiten, 8 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de