Die Mark Brandenburg war das Kernland Preußens, aber immer auch eine eigenständige Region. Peter-Michael Hahn, ein vorzüglicher Kenner der Landesgeschichte, verfolgt in diesem informativen, einführenden Überblick die Geschichte Brandenburgs von der Frühzeit bis zur Entstehung des heutigen Bundeslandes.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.06.2009NEUE TASCHENBÜCHER
Ein mächtiges Argument für den deutschen Föderalismus
Die wunderbar handliche Reihe „C. H. Beck Wissen” macht allein schon durch die Buntheit ihrer Titel Lust, sich dem Abenteuer einer wahllosen Weiterbildung zu überlassen. Sie heißen „Die Engel”, „Die Pest”, „Die Antimaterie”, „Vegetarismus” oder „Die Seidenstraße”. Eine geschlossene Gruppe bildet die Geschichte der deutschen Bundesländer; 11 der 16 Titel sind bisher erschienen. Der Verlag hat damit zwei bedeutsame Entscheidungen getroffen: nämlich dass die deutsche Regionalgeschichte wichtig ist; und dass dabei nicht die historischen Territorien als Bezugsrahmen dienen sollten, sondern die heutige föderale Ordnung, deren geringes Alter sich in Doppelnamen wie Rheinland-Pfalz oder Baden-Württemberg ausdrückt.
Das verlangt den Autoren einiges an begrenzender Anstrengung ab, wenn sie etwa die Geschichte Brandenburgs von derjenigen Preußens zu trennen haben; aber gerade dieser schwierige Fall gerät besonders überzeugend, weil klar wird, welche Belastung für den alten hohenzollerschen Kernraum der neue Großmachtsehrgeiz der Dynastie bedeutete. Man versteht nach Lektüre des Bandes (von Peter-Michael Hahn) viel besser, warum die Brandenburger nicht mit den Berlinern fusionieren wollen. Überhaupt fördert der regionale Ansatz eine Betrachtungsweise, die von der politischen Historie wegstrebt und dafür Dinge wie Wirtschafts-, Siedlungs-, Sozialgeschichte ins Auge fasst, mit einem Wort die Frage, wie es den Leuten jeweils ging.
Den Autoren wurde im Einzelnen freie Hand gelassen, wie sie ihre Schwerpunkte setzen wollten. Carl-Hans Hauptmeyer etwa zerlegt die Geschichte Niedersachsens in sieben ungefähr gleich lange Kapitel, deren letztes die Zeit von 1918 bis 2009 umfasst; Christoph Nonn hingegen, obwohl er mit dem Neandertaler einsteigt, lässt die Geschichte Nordrhein-Westfalens so richtig eigentlich erst mit der Gründung des Landes 1946 losgehen. So wie diese Reihe gemacht ist, liefert sie jedenfalls ein mächtiges Argument für den deutschen Föderalismus. Burkhard Müller
Peter-Michael Hahn: Geschichte Brandenburgs Verlag C. H. Beck, Mün- chen 2009. 128 Seiten, 7,90 Euro.
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Ein mächtiges Argument für den deutschen Föderalismus
Die wunderbar handliche Reihe „C. H. Beck Wissen” macht allein schon durch die Buntheit ihrer Titel Lust, sich dem Abenteuer einer wahllosen Weiterbildung zu überlassen. Sie heißen „Die Engel”, „Die Pest”, „Die Antimaterie”, „Vegetarismus” oder „Die Seidenstraße”. Eine geschlossene Gruppe bildet die Geschichte der deutschen Bundesländer; 11 der 16 Titel sind bisher erschienen. Der Verlag hat damit zwei bedeutsame Entscheidungen getroffen: nämlich dass die deutsche Regionalgeschichte wichtig ist; und dass dabei nicht die historischen Territorien als Bezugsrahmen dienen sollten, sondern die heutige föderale Ordnung, deren geringes Alter sich in Doppelnamen wie Rheinland-Pfalz oder Baden-Württemberg ausdrückt.
Das verlangt den Autoren einiges an begrenzender Anstrengung ab, wenn sie etwa die Geschichte Brandenburgs von derjenigen Preußens zu trennen haben; aber gerade dieser schwierige Fall gerät besonders überzeugend, weil klar wird, welche Belastung für den alten hohenzollerschen Kernraum der neue Großmachtsehrgeiz der Dynastie bedeutete. Man versteht nach Lektüre des Bandes (von Peter-Michael Hahn) viel besser, warum die Brandenburger nicht mit den Berlinern fusionieren wollen. Überhaupt fördert der regionale Ansatz eine Betrachtungsweise, die von der politischen Historie wegstrebt und dafür Dinge wie Wirtschafts-, Siedlungs-, Sozialgeschichte ins Auge fasst, mit einem Wort die Frage, wie es den Leuten jeweils ging.
Den Autoren wurde im Einzelnen freie Hand gelassen, wie sie ihre Schwerpunkte setzen wollten. Carl-Hans Hauptmeyer etwa zerlegt die Geschichte Niedersachsens in sieben ungefähr gleich lange Kapitel, deren letztes die Zeit von 1918 bis 2009 umfasst; Christoph Nonn hingegen, obwohl er mit dem Neandertaler einsteigt, lässt die Geschichte Nordrhein-Westfalens so richtig eigentlich erst mit der Gründung des Landes 1946 losgehen. So wie diese Reihe gemacht ist, liefert sie jedenfalls ein mächtiges Argument für den deutschen Föderalismus. Burkhard Müller
Peter-Michael Hahn: Geschichte Brandenburgs Verlag C. H. Beck, Mün- chen 2009. 128 Seiten, 7,90 Euro.
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