Deutschland ist über Jahrhunderte hinweg eine Kulturregion mit vielfältigen Wanderungsbewegungen gewesen. Männer und Frauen deutscher Dialekte und zahlreicher regionaler Kulturen sind aus ihrer jeweiligen Heimat ausgewandert, um neue Lebensperspektiven zu finden, Menschen anderer Kulturen - Juden, Hugenotten, Türken u.v.a.m. - sind umgekehrt in Deutschland eingewandert. Dirk Hoerder bietet einen chronologischen Überblick über die Auswanderung, zeigt die unterschiedlichen Motive, die Auswahl der Ziele, die quantitativen Ausmaße und die kulturellen wie wirtschaftlichen Auswirkungen.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.02.2011Migrationsgeschichte
Migration bewegt Menschen, ganz wörtlich wie im übertragenen Sinne. Auswanderer verlassen - freiwillig oder unter Zwang - ihre Heimat und lösen damit vielfältige Reaktionen aus: Hier Sorgen um den Verlust von Arbeitskräften und Steuerzahlern, dort Zweifel an ihrer Integrierbarkeit infolge kultureller oder religiöser Unterschiede. Historisch ist das nichts Neues, und so kann es nur nützen, die deutsche Migrationsgeschichte in ihrer langen Dauer zu sehen. In seinem klaren, kompakten Überblick geht Dirk Hoerder zurück bis zum Mittelalter, um den Wanderungen in, aus und nach Deutschland zu folgen (bevor es "Deutschland" selbst überhaupt gab). Deutsche Auswanderung zielte zunächst gen Osten und Südosten: Bauern fanden Land; Kaufleute und Administratoren bildeten eine "eingeschobene Mittelklasse" in Städten; Handwerksgesellen gingen auf die Walz und blieben bisweilen. Mit der Massenauswanderung nach Amerika verschob sich der Strom im 19. Jahrhundert westwärts. Während der Industrialisierung wuchs der Bedarf an Arbeitskräften derart, dass im Kaiserreich ihre Rekrutierung im Ausland begann, wobei ein Zuzug auf Zeit angestrebt war, keine Einwanderung. Daran knüpfte die Bundesrepublik an, als sie "Gastarbeiter" anwarb, aus denen dann doch Einwanderer wurden. "Gruppenbildung und Ausgrenzung" nennt Hoerder als Gründe für Integrationsprobleme, hebt aber recht optimistisch hervor: "Zuwanderung bedeutet für jede Gesellschaft neben Arbeitskräften auch einen Zuwachs an alltagskulturellen und literarisch-künstlerischen Optionen." (Dirk Hoerder: "Geschichte der deutschen Migration". Vom Mittelalter bis heute. Verlag C.H. Beck, München 2010. 128 S., br., 8,95 [Euro].) grae
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Migration bewegt Menschen, ganz wörtlich wie im übertragenen Sinne. Auswanderer verlassen - freiwillig oder unter Zwang - ihre Heimat und lösen damit vielfältige Reaktionen aus: Hier Sorgen um den Verlust von Arbeitskräften und Steuerzahlern, dort Zweifel an ihrer Integrierbarkeit infolge kultureller oder religiöser Unterschiede. Historisch ist das nichts Neues, und so kann es nur nützen, die deutsche Migrationsgeschichte in ihrer langen Dauer zu sehen. In seinem klaren, kompakten Überblick geht Dirk Hoerder zurück bis zum Mittelalter, um den Wanderungen in, aus und nach Deutschland zu folgen (bevor es "Deutschland" selbst überhaupt gab). Deutsche Auswanderung zielte zunächst gen Osten und Südosten: Bauern fanden Land; Kaufleute und Administratoren bildeten eine "eingeschobene Mittelklasse" in Städten; Handwerksgesellen gingen auf die Walz und blieben bisweilen. Mit der Massenauswanderung nach Amerika verschob sich der Strom im 19. Jahrhundert westwärts. Während der Industrialisierung wuchs der Bedarf an Arbeitskräften derart, dass im Kaiserreich ihre Rekrutierung im Ausland begann, wobei ein Zuzug auf Zeit angestrebt war, keine Einwanderung. Daran knüpfte die Bundesrepublik an, als sie "Gastarbeiter" anwarb, aus denen dann doch Einwanderer wurden. "Gruppenbildung und Ausgrenzung" nennt Hoerder als Gründe für Integrationsprobleme, hebt aber recht optimistisch hervor: "Zuwanderung bedeutet für jede Gesellschaft neben Arbeitskräften auch einen Zuwachs an alltagskulturellen und literarisch-künstlerischen Optionen." (Dirk Hoerder: "Geschichte der deutschen Migration". Vom Mittelalter bis heute. Verlag C.H. Beck, München 2010. 128 S., br., 8,95 [Euro].) grae
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