Nur in einer Umgebung, wo anachronistische Industrieanlagen wie Dinosaurier in der Landschaft liegen und als letzte Zeugen des grandiosen Sowjetexperiments vor sich hinrotten, konnte jene postproletarische Melancholie und Punkpoesie entstehen, die Sergiy Zhadan den Ruf des populärsten Lyrikers der Ukraine eingebracht hat.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Eine gehörige Portion an "Poesie und Provokation" stecke hinter dem so unpoetisch daherkommenden Titel, zeigt sich Rezensentin Cornelia Jentzsch begeistert. In der Ukraine firmiere der Autor seit seinem ersten Gedichtband als "Rimbaud von Charkow", einer Stadt, so die Rezensentin, die "tief in die Eingeweide des 20. Jahrhunderts" blicken lasse. In Serhij Zhadans Gedichten herrsche folgerichtig und unbestechlich eine derartig umfassende "Geschichtsmelancholie", dass selbst der häufig erwähnte Himmel wie die zerfallenen Industrieruinen unter ihm daherkomme. Alles sei vorhanden und "hoffnungslos veraltet" in Zhadans Welt, Telefonzentralen, "Erkenntnisse", Utopien. Alles quelle "hervor wie Tomaten aus aufgerissenen Dosen", heiße es bei Serjih Zhadan. Oder: "mit welchem Brei haben sie unsere Köpfe vollgestopft, all diese penetranten Ideen der Intellektuellen". Die Rezensentin versteht Zhadans "skalpellscharfe Analyse" der "Kultur zu Anfang des Jahrhunderts" als Spezifikum einer Generation, die in den 1970er Jahren geboren wurde. Als so genannter "postproletarischer Postpunk" halte der Autor ein "Fieberthermometer" in die noch offene Wunde des "grandiosen Sowjetexperiments", und, so die Diagnose von Cornelia Jentzsch, "die Temperatur ist bereits ziemlich hoch".
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Der 35-jährige Lyriker und Prosaiker ist der Chronist seiner Generation, die mit dem plötzlichen Ausfall gesellschaftlicher Regeln und Normen und dem alltäglichen Chaos der Neuorientierung aufwuchs. Sich in solch einer absurden Situation zurechtzufinden. Mensch bleiben inmitten des Wahnsinns - all das ergründet und bearbeitet Zhadan in seinen Werken. Seine rasante Prosa und Lyrik machen süchtig.« Ingo Petz Rheinischer Merkur 20091008