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Kleine Geschichte Hamburgs
Auf dem Domplatz, auf halber Strecke zwischen Jungfernstieg und dem neuen Stadtteil Hafencity gelegen, graben sich derzeit die Archäologen in den Boden. Hier begann Hamburg um das Jahr 800, und zwar in Form einer Burg, der Hammaburg, die der Stadt dann auch den Namen geben sollte. "Ham" bedeutete soviel wie Ufergelände oder Marschland. Um die karolingische Burg entwickelte sich eine Siedlung. Die kirchliche Hoheit fiel dem Erzbistum Hamburg zu. Ein Dom wurde gebaut, zunächst wohl aus Holz, seit dem 11. Jahrhundert aber aus Stein. Die Ausmaße sollen ähnlich dem Kölner gewesen sein. Da aber die Zeiten zu unsicher waren, zog der Bischof lieber nach Bremen. Das Bistum Bremen-Hamburg entstand. Der Dom verlor seine Bedeutung. Um das Gebäude herum in der Domfreiheit entwickelte sich ein Jahrmarkt, den es noch heute in der Stadt gibt, wenn auch an ganz anderer Stelle und nur noch als Rummel: den Hamburger Dom. Gleich um die Ecke am Katreppel, der "Kathedralentreppe", einem Verbindungsgang zwischen Stadtwall und Domgebiet, war die Prostitution zu Hause. 1803 erst fiel das Gebiet an die Stadt. In den Folgejahren wurde der Dom abgerissen. Wenn die Archäologen auf dem Domplatz fertig sind, soll dort eine Art gewaltiger Kristall gebaut werden, bei dem es keine graden Linien zu geben scheint. Der vormalige Bundeskanzler Schmidt, der als Herausgeber der "Zeit" sein Büro gleich neben dem Domplatz hat, wagte es als erster, die Architektur zu kritisieren - woraufhin eine heftige Debatte ausbrach.
Der Umgang mit dem Domplatz ist durchaus typisch für Hamburg. Das Geschäft, insbesondere das des Hafens, war der Stadt allemal wichtiger als die eigene Vergangenheit. Hamburgs Status war lange Zeit unklar. Erst 1768 bekam es die Reichsfreiheit von Dänemark bestätigt. Die Geschichte scheint denn auch weniger wert als die Zukunft - anders als in Hansestädten wie Lübeck, Wismar oder Stralsund. So gesehen, scheint die Aufgabe undankbar zu sein, eine Geschichte Hamburgs zu schreiben. Der Historiker Martin Krieger, der derzeit an der Greifswalder Universität lehrt, lässt sich aber keineswegs entmutigen und erzählt trotz des beschränkten Platzes manches Detail, das sich der Leser gern merkt: das mit der Katreppel etwa oder wie es zu den drei Türmen über dem Stadttor im Hamburger Wappen kam. Mit der Karte allerdings kann er gar nichts anfangen.
FRANK PERGANDE
Martin Krieger: Geschichte Hamburgs. Verlag C. H. Beck, München 2006. 127 S., 7,90 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
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