Die vorliegende Arbeit behandelt einen Abschnitt der französischen Historienmalerei, der in der Kunstwissenschaft bislang noch wenig Beachtung gefunden hat: die Zeit von 1848-1905. Gründe dafür liegen besonders in der Tatsache, daß die Salon- bzw. Pompiermalerei schon von Zeitgenossen als Ergebnis eines im Vergleich zur Moderne angepaßten und staatlich lancierten Kunstverständnisses angesehen wurde. Erst in den vergangenen Jahren, nicht zuletzt auch als Folge einer kritischen Sicht auf die Moderne, flammte das Interesse an diesem Bereich der französischen Kunstgeschichte vereinzelt im Rahmen von Ausstellungen wieder auf. Die "Salonmalerei" des 19. Jahrhunderts läßt sich keineswegs als erotische Kitsch- und Postkartenkunst abtun, sondern muß vielmehr als wirksamer Träger moderner und geschlechtsspezifischer Geschichtskultur angesehen werden. Dazu trägt nicht zuletzt ihre inhaltliche und methodische Orientierung an den neukonstituierten historischen Wissenschaften bei. Anhand der einzelwerkorientierten Analysen, die neben den Quellen als Ausgangspunkt dienen, läßt sich nachweisen, daß die Exponenten der sogenannten "Pompiermalerei", Jean-Léon Gérôme, Adolphe-William Bouguereau und Alexandre Cabanel, zu den maßgeblichen Gestaltern moderner, d.h. wissenschaftlich abgesicherter Geschichte gehören. Ihre Historienbilder stellen sich einem neuen, objektiv empfundenen Geschichtsanspruch. Sie visualisieren dies trotz der sehr unterschiedlichen, künstlerspezifischen Umsetzungsformen in hintergründiger Weise. Die Bilder sind dadurch aus der polarisierenden Betrachtung traditionslastiger wie moderner Bildkonstruktionen herauszulösen und als Stellungnahmen zur zeitaktuellen Geschichtsforschung aufzufassen. Diss. München 1996.
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