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Erstmals in deutscher Sprache liegt hiermit eine umfassende Darstellung globaler Entwicklungen von der Vorgeschichte des zweiten Weltkrieges bis zur Gegenwart vor. Mit Blick auf die zentrale Bedeutung globaler Zusammenhänge gelingt die Abbildung politischer, wirtschaftlicher und sozialer Bewegungen der letzten siebzig Jahre. Dabei bezieht der Autor nicht nur Ergebnisse der in- und ausländischen zeitgeschichtlichen Forschung ein, sondern beleuchtet auch mögliche Konsequenzen daraus.

Produktbeschreibung


Erstmals in deutscher Sprache liegt hiermit eine umfassende Darstellung globaler Entwicklungen von der Vorgeschichte des zweiten Weltkrieges bis zur Gegenwart vor. Mit Blick auf die zentrale Bedeutung globaler Zusammenhänge gelingt die Abbildung politischer, wirtschaftlicher und sozialer Bewegungen der letzten siebzig Jahre. Dabei bezieht der Autor nicht nur Ergebnisse der in- und ausländischen zeitgeschichtlichen Forschung ein, sondern beleuchtet auch mögliche Konsequenzen daraus.


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Autorenporträt


Gerhard Schulz was Professor of Modern History with particular reference to current affairs at the University of Tübingen, Germany.

Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.07.2004

Die Welt ist ein sich selbst organisierendes Erregungsmuster
Es zerfleddern die Ideen und Strukturen: Der lange Weg durch die Geschichte läßt Gerhard Schulz an seiner Deutungsmacht zweifeln

Die politische Deutungsmacht der Historiker ist geschrumpft. Verglichen mit dem neunzehnten Jahrhundert und noch der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, hat die Geschichtsschreibung ihre herausgehobene Rolle als Orientierungsposten und Stichwortgeber der praktischen Politik weitgehend verloren, ohne daß man mit Sicherheit sagen könnte, wer an ihre Stelle getreten ist. Manches spricht dafür, daß es die Demoskopie ist. Dies macht den Verlust des historischen Sinns in der Politik deutlich. Aber liegt dies bloß an der Politik?

Man kann der akademischen Geschichtswissenschaft kaum vorwerfen, sie habe sich nicht um die Wahrung dieses historischen Sinnes bemüht. Mit großer Regelmäßigkeit legen die herausgehobenen Vertreter des Fachs Darstellungen der deutschen oder europäischen Geschichte vor, in denen mindestens zwei Jahrhunderte in Augenschein genommen und für das politische Selbstverständnis der Deutschen fruchtbar gemacht werden. Gerhard Schulz, emeritierter Zeithistoriker an der Universität Tübingen, hat noch weiter ausgeholt: Vor drei Jahren hat er den Band "Europa und der Globus" veröffentlicht, der die Zeit von der Antike bis in die Epoche der Diktaturen vor dem Zweiten Weltkrieg behandelte, und nunmehr hat er unter dem Titel "Geschichte im Zeitalter der Globalisierung" den zweiten Teil des Diptychons hinzugefügt.

Gegenüberstellung und Organisationsprinzip der beiden Bände ist der Verlust der weltpolitischen Dominanz der Europäer beziehungsweise, etwas zurückhaltender formuliert, die Verwandlung der globalen Dimensionen aus einem zunächst potentiellen und dem tatsächlichen Expansionsraum der europäischen Mächte in einen Prozeß, der schließlich auch die Europäer erfaßt hat und dessen sie sich nicht erwehren können. Man könnte auch von der Verwandlung aus einem Subjekt in ein Objekt sprechen. Schulz läßt offen, ob dies bei einem anderen Verlauf der europäischen Geschichte im zwanzigsten Jahrhundert anders hätte ausgehen können. Jedenfalls beginnt er die Darstellung in dem jetzt vorgelegten Band mit einer noch ganz innereuropäischen Perspektive: den dreißiger Jahren, dem Aufstieg Hitlers und dem Weg in einen neuen Krieg. Aber dieser Krieg sollte, auch wenn dies von seinen Urhebern anders geplant war, kein europäischer Krieg bleiben, sondern sich zum globalen Krieg ausweiten. Das ist das Thema des nächsten Kapitels in Schulz' Darstellung. Es folgen die Zeit der großen Allianz gegen Hitler und die anschließende Teilung der Welt, die Ära des Kalten Krieges, das Verhältnis zwischen Europa und Amerika, die Auflösung der weltpolitischen Blöcke, die Regionalisierung der Konflikte und Kriege und schließlich ein abschließender Blick auf Europa und den Prozeß seiner wirtschaftlichen und politischen Integration. Aber was könnte daran die politische Orientierungsmarke sein?

Die Entwicklung, die Schulz nachzeichnet, reicht von der europäischen Hegemonie über die Zweiteilung der Welt durch die Flügelmächte der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion zu einem Zerfasern der Geschichte in den beiden letzten Jahrzehnten. Aus der Vergangenheit können keine Zukunftsprognosen gewonnen werden.

Globalisierung stellt für Schulz kein anzustrebendes Ziel und schon gar nicht den Eintritt in eine Utopie dar. Eher zerstört sie, was in der Vergangenheit ein Halt der politischen Ordnung und Stabilität gewesen ist, nämlich den Staat und die durch ihn gewährleisteten Formen der Gemeinschaft. Daß die Globalisierung in eine Welt sich frei assoziierender Individuen führen werde, bezweifelt Schulz entschieden, und hinter den unterschiedlichen Gruppierungen der Globalisierungsgegner sieht er als gemeinsamen Nenner die Suche und das Bedürfnis nach neuen Formen der Gemeinschaft. Der lange Gang durch die Geschichte hat Schulz skeptisch gemacht gegenüber den Erwartungen und Visionen, die von einigen Philosophen und Soziologen zeitweilig mit dem Zerfall der alten Strukturen im Gefolge der Globalisierung verbunden worden sind. Es spricht vieles dafür, daß diese Skepsis mehr als berechtigt ist. Aber wenn Skepsis das einzige ist, was die Geschichtsschreibung zur politischen Orientierung beizutragen hat, dann verwundert es nicht, daß ihre Deutungsmacht geschrumpft ist.

Immerhin - Schulz' Darstellung der Geschichte von der europäischen Zentralität über die Zweiteilung der Welt zu einer kaum noch überschaubaren Regionalisierung der Konflikte und Kriege beschreibt ein anderes Ende der Geschichte als das vor etwa einem Jahrzehnt von Francis Fukuyama ausgemachte: kein Ankommen in der Ordnung des demokratischen Rechtsstaates, zu dem es keine selbstbewußte Alternative mehr gibt, sondern ein Zerfleddern von Strukturen und Ideen. Wie läßt sich unter diesen Umständen überhaupt Geschichte in globaler Perspektive schreiben?

Groß ist die Gefahr, daß man sich im Unbestimmten, im Detail und schließlich in einer Reihe von Irrtümern verliert. Vor allem letzterem vermag Schulz nicht zu entgehen: So wird Nigeria mit Niger verwechselt, oder Idi Amin taucht als sudanesischer statt ugandischer Diktator auf. Aber das sind kleinere Irrtümer, die sich leicht korrigieren lassen. Als bestimmend für den Prozeß der Globalisierung nimmt Schulz zwei Faktoren an: den technischen Fortschritt und die Vermehrung der Weltbevölkerung, beides obendrein eng miteinander verbunden. Aber das sind Faktoren, die bei einer sich wesentlich politisch begreifenden Geschichtsschreibung nur in den Vorbemerkungen und im Rückblick eine Rolle spielen und für die eigentliche Darstellung marginal bleiben. So schließt man Schulz' Buch und bleibt eher ratlos zurück. Ob das nur an Schulz' Darstellung liegt, muß vorerst offenbleiben.

HERFRIED MÜNKLER

Gerhard Schulz: "Geschichte im Zeitalter der Globalisierung". Walter de Gruyter Verlag, Berlin, New York 2004. 489 S., geb., 58,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Eher ratlos" zeigt sich Herfried Münkler nach der Lektüre von Gerhard Schulz' "Geschichte im Zeitalter der Globalisierung". Ob das primär an der Darstellung des Historikers liegt oder vielleicht an der Geschichte selbst, vermag Münkler allerdings nicht zu sagen. Einleitend konstatiert er einen weitgehend Bedeutungsverlust der Geschichtswissenschaft in Punkto Orientierungsfunktion für die Politik. Zwar mag er das nicht ohne weiteres der Geschichtswissenschaft ankreiden. Aber wem dann? Die Entwicklung, die Schulz nachzeichne, reiche von der europäischen Hegemonie über die Zweiteilung der Welt durch die Flügelmächte der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion zu einem Zerfasern der Geschichte in den beiden letzten Jahrzehnten, berichtet Münkler. Dabei erweise sich Schulz zunehmend als Skeptiker: in der Globalisierung sehe er kein anzustrebendes Ziel und schon gar nicht den Eintritt in eine Utopie. Eher zerstöre sie, was in der Vergangenheit ein Halt der politischen Ordnung und Stabilität gewesen sei, nämlich den Staat und die durch ihn gewährleisteten Formen der Gemeinschaft. Für Münkler spricht vieles dafür, dass diese Skepsis "mehr als berechtigt ist". Allerdings findet er es dann auch nicht besonders verwunderlich, dass die Deutungsmacht der Geschichtsschreibung geschrumpft ist, wenn sie als Orientierung für die Politik nur noch Skepsis zu bieten hat.

© Perlentaucher Medien GmbH
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"In seinem letzten Werk hat er (G. Schulz) eine Art Resümee seiner zeitgeschichtlichen Studien gezogen."
Frankfurter Allgemeine Zeitung 2004