Der Verfasser des Lukasevangeliums und der Apostelgeschichte gilt häufig als 'Historiker' und 'Theologe der Heilsgeschichte'. Beide Bezeichnungen werfen allerdings mehr Fragen auf, als sie lösen. Anhand einer Analyse der Erkenntnismotivik im lukanischen Werk versucht Bauspieß eine präzisere Verhältnisbestimmung von Theologie und Geschichte vorzunehmen. Im Zentrum stehen exegetische Analysen zentraler Texte des Doppelwerkes, die für die Frage nach Geschichte und Erkenntnis relevant sind. Es zeigt sich, dass Lukas seine Theologie nicht einfach 'als Geschichtsschreibung' entwickelt, sondern eine deutliche Unterscheidung zwischen historisch beschreibbarer Wirklichkeit und der dem Glauben eigenen Erkenntnis voraussetzt. Gleichzeitig entwickelt er ein Konzept, das verstehbar macht, wie das vergangene Heilsgeschehen in der Gegenwart präsent ist. Luzide zeichnet er diese spezifisch christliche Perspektive auf Geschichte nach und zeigt deren Konsequenzen für die gegenwärtige geschichtshermeneutische Diskussion.