Essay aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Didaktik - Geschichte, Note: 1,7, Universität Kassel (Fachbereich 05 Gesellschaftswissenschaften), Veranstaltung: Geschichtskultur als Konzept der Geschichtsdidaktik, Sprache: Deutsch, Abstract: „Erinnerung, sprich.“ Mit diesem Auszug aus dem gleichnamigen Werk Vladimir Nabokovs beginnt Friedhelm Marx seinen Beitrag über Uwe Timms Werk „Am Beispiel meines Bruders“, in welchem nach Marx die Erinnerung „selbst“ zu Wort kommt und der Roman so der Gefahr entgeht die deutsche Vergangenheit zu banal oder gar nachlässig zu behandeln.1 Doch was heißt im Fall von Timms Werk, dass die Erinnerung selbst zu Wort kommt? Durch die von ihm gewählte literarische Form der Geschichts- und Erinnerungsverarbeitung kann die Vergangenheit nur „durch“ den Autor sprechen und somit nur reflektiert und somit nur aus einer subjektiven Perspektive niedergeschrieben worden sein. Unter diesem Aspekt will die folgende Arbeit Bezug auf die Ausarbeitungen von Jan und Aleida Assmann nehmen, welche sich mit der Theorie des „kollektiven Gedächtnisses“ von Maurice Halbwachs beschäftigen und diese um die Kategorien des „kommunikativen“ und des „kulturellen Gedächtnisses“ ausdifferenzieren.2 Anhand von Beispielen aus dem Roman soll analysiert werden, welche Gedächtnisformen bei Timm den überwiegenden Teil der Erinnerungen darstellen und ob eine Zuordnung des Werks zu einer der beiden Formen erfolgen kann. Hierzu soll die Suche nach der Identität des Bruders betrachtet werden, da diese sich aus Erinnerungen verschiedenster Form (Erzählungen der Eltern, eigene Erinnerungen sowie Briefe an die Familie und Tagebucheinträge) zusammensetzt. Zudem soll ein Überblick gewonnen werden, welches Bild der damaligen Generation und ihres Umgangs mit der NS-Vergangenheit in der Nachkriegszeit von Timm entworfen wird.