Im zweiten Jahrhundert n. Chr. verfasst der Ägypter Appian ein historiographisches Werk über die Geschichte Roms. In detailreichen Schilderungen erklärt er die Macht und die territoriale Ausdehnung des Römischen Reiches. Die Art und Weise, wie Appian seine Geschichte schreibt, sowie die Rollen, die er den männlichen und weiblichen Figuren zuteilt, stehen im Mittelpunkt von Kordula Schneggs Studie zu Geschlechtervorstellungen und sozialer Differenzierung bei Appian. Ausgehend von den theoretischen Überlegungen der US-amerikanischen Neuzeithistorikerin Joan W. Scott zu ,Geschlecht' als wissenschaftlicher Kategorie wird der antike griechische Text in Hinblick auf die in ihm enthaltenen Geschlechtervorstellungen analysiert. In diesem Zusammenhang werden die geschilderten Verhaltensnormen, Handlungsmöglichkeiten und Tugenden untersucht, die geschlechterspezifische Vorstellungen vermitteln. Ebenso finden die Figuren in ihrem spezifischen Kontext und die ihnen zugeschriebenen Handlungen und Charaktereigenschaften besondere Berücksichtigung. Es zeigt sich, dass Appian Frauen - unabhängig von ihrem sozialen Stand und ihrer ethnischen Zugehörigkeit - nur eine geringe Bedeutung für den Geschichtsverlauf beimisst. Appian konstruiert eine Geschichte, in der die erinnerungswürdigen Taten einer kleinen sozialen Gruppe, die ausschließlich aus Männern besteht, zugeschrieben werden: den Römern.
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