Geschichte kann man zwar nicht ändern, aber interpretieren, wozu auch immer. Und sie kann sich nicht dagegen wehren. Sehr nahe kommen wir der Vergangenheit, wenn wir die Aufzeichnungen von Zeitzeugen lesen, die natürlich auch wertend sein können. Aber so erfahren wir etwas darüber, wie sie ihr eigenes Jetzt und Heute empfanden. Da ist alles individuell. Und gelegentlich begegnen wir auch berühmten Namen. Was beeindruckt den heranwachsenden Wilhelm Dolles, strebsamer Kaufmannslehrling und künftiger Weinhändler aus Bodenheim am Rhein, im Jahre 1862 auf seiner Reise von Köln nach London? - Eisenbahn, Weltausstellung, Kristallpalast, modernste Dampf- und Kältetechnik, Bauwerke, Vergnügungen, Infrastruktur, Hotellerie, Lebensweise, erste Metro der Welt usw. usw. Er ist unerschöpflich in seinen Beobachtungen, notiert alles gewissenhaft und macht daraus ein Buch für seine Mama. Was hält Wilhelm für berichtenswert während seiner Praktikantenzeit in Bordeaux? In seinen Briefen hinterlässt er ein buntes Abbild seines gesellschaftlichen Umfeldes. Wir geraten in die Zeit des Deutsch-Französischen Krieges und erfahren, wie Wilhelms Schwager als Arzt Verwundete behandelt und das deutsche Lazarettwesen beurteilt. Der Katholik Wilhelm heiratet die Jüdin Carolina. Die Weiherede anlässlich der Vermählung ist ein beachtenswertes Zeitzeugnis. Wir verfolgen, wie sich ein Charakter formt, und können ein Stück Geschichte miterleben, indem wir eine Familie ein bisschen auf ihrem Weg begleiten und uns dafür überlieferter Aufzeichnungen und einer Fülle zeitgenössischer Abbildungen bedienen.
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