Im Rahmen der „Flüchtlingskrise“ ab 2015 war vielerorts die Rede davon, dass die Polarisierung zu einer Erosion des gesellschaftlichen Zusammenhalts in Deutschland geführt habe und entsprechend gegengesteuert werden müsse. Dabei geht die diskursive Präsenz des gesellschaftlichen Zusammenhalts jedoch nicht mit begrifflicher Klarheit einher, auch nicht auf der wissenschaftlichen Ebene. Um dem Diskurs mehr Substanz zu verleihen, untersucht Frederik Schäfer in dieser Arbeit den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland sowie den Konnex zur Migrations- und Flüchtlingsthematik, indem er den Fokus sowohl auf die politische Theorie als auch auf die Analyse qualitativer Experteninterviews richtet. Die Verknüpfung von Theorie und Empirie zeigt, dass hinsichtlich des gesellschaftlichen Zusammenhalts kollektivistische sowie individualistische Zugänge im politischen Alltag nur eine geringe Relevanz haben. Vielmehr werden gemeinsame Werte weitgehend als konstitutiv für den Zusammenhalt wahrgenommen. Konkret haben sich Engagement und Begegnung sowie Arbeit als zentrale Faktoren des Zusammenhalts herauskristallisiert. Zudem zeigt das Buch, dass die Debatte um Migration und Flüchtlinge mitunter an der zugrunde liegenden Problematik vorbeigeht – vor allem in Sachsen lässt sich der polarisierte Konflikt als eine Chiffre für historisch bedingte Ungerechtigkeitswahrnehmungen verstehen.