Im ersten Teil der Arbeit stehen die Handlungsräume der betroffenen Personen im Vordergrund. Anhand eines heterogenen Quellenkorpus (Patienten-, Renten- und Verwaltungsakten, Selbstzeugnisse, Nachlässe von Ärzten, medizinische Fachliteratur und Fotografien) können diese aus sehr unterschiedlichen Gesichtspunkten rekonstruiert werden. Die Handlungsräume dieser Kriegsverletzten setzen sich zusammen aus dem medizinischem Wissen der Zeit, den Intentionen der Akteure, dem Diskurs über die entstellten Gesichter, dem Alltag in den Lazaretten, den Selbstbildern der Patienten während der Behandlung sowie den neu zu erlenenden Körperpraktiken (Sprechen, Mimik, Essen und Körperpflege) aufgrund der Verletzung im Gesicht.
Von den konkreten Umgangsweisen Betroffener und den daraus folgenden Lebensentwürfen handelt der zweite Abschnitt. Es zeigte sich, dass die Gesichtsverletzten auf sehr individuelle Weise lernten mit den ihnen zugefügten Verletzungen am Körper und der daraus resultierenden neuen Lebenssituation umzugehen. Aus diesem Umstand ergab sich die leitende Fragestellung: Kann das Bild des unter der Entstellung leidenden Gesichtsverletzten aufrechterhalten werden oder zeigen Selbstzeugnisse eine andere Perspektive auf?
Melanie Ruff, Historikerin, Promotion 2014 am Institutes für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart zum Thema 'Gesichtsrekonstruktionen während des Ersten?Weltkrieges in Zentraleuropa. Handlungsspielräume und Lebensentwürfe von Kieferschussverletzten'.
Zuvor Studium der Geschichte in Wien und Berlin. Abschluss 2007 zu dem Thema Tilla Durieux. Selbstbilder und Images der Schauspielerin.
Zuletzt kuratierte sie die Ausstellung 'If she can to it, so can I' Frauen im Skatesport, Wien 2014, sowie 'Gesichter des Krieges' im Zahnmuseum Wien.
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.